Ulm

Handwerk in Gefahr: Versorgungslücke könnte Luxusgut schaffen!

Die Handwerkskammer Ulm warnt, dass Handwerk zunehmend zum Luxusprodukt wird. Präsidentin Katja Maier betont, dass viele Bürger Handwerker bei Problemen wie Heizungsausfällen oder tropfenden Wasserhähnen rufen, aber die Situation könnte sich bald verschlechtern.

Ein zentrales Problem ist das hohe Durchschnittsalter der Inhaber von Handwerksbetrieben. Fast 4000 Betriebe im Kammerbezirk Ulm haben Inhaber über 60 Jahre. Zudem entscheiden sich nur etwa ein Viertel der Meisterabsolventen für die Selbstständigkeit, was zu einer drohenden Versorgungslücke im Handwerk führen könnte. Aktuell versorgt ein Handwerksbetrieb im Kammerbezirk Ulm durchschnittlich 74 Einwohner; bis 2030 könnte dieser Wert auf 87 Einwohner ansteigen.

Herausforderungen für die Branche

Die Nachfolgeproblematik wird durch hohe bürokratische Belastungen und die schwierige Personalsuche verstärkt. Maier, die einen Holzbaubetrieb in dritter Generation führt, sieht die Bürokratie als belastend an. Im Kammergebiet Ulm gibt es über 20.000 Handwerksbetriebe mit einem jährlichen Umsatz von etwa 17 Milliarden Euro. Diese Betriebe beschäftigen rund 120.000 Mitarbeiter und bilden etwa 8000 Azubis aus.

Um das Nachfolgeproblem anzugehen, plant die Handwerkskammer Maßnahmen wie eine regionale Betriebsbörse und Nachfolgeberater. Aktuell findet jeder zweite zum Verkauf stehende Handwerksbetrieb einen Nachfolger; der Verkaufsprozess dauert jedoch oftmals 3 bis 5 Jahre. Ein weiteres Ziel ist die Erhöhung des Anteils weiblicher Azubis und Fachkräfte im Handwerk. Derzeit haben 2% der Handwerks-Azubis keinen Schulabschluss, und diese Zahl könnte steigen.

Die Handwerkskammer setzt zudem auf Zuwanderung und Integration ausländischer Fachkräfte. Eine Beschäftigungsbrücke mit Indien wurde eingerichtet, um indische Azubis zu rekrutieren; von 20 gesuchten Ausbildungsplätzen haben 11 bereits begonnen. Ein Blick auf die aktuelle Konjunkturumfrage zeigt eine „winterliche“ Stimmung in den Handwerksbetrieben, mit einer besonders schlechten Lage im Bauhauptgewerbe, während das Ausbaugewerbe positive Signale sendet. Die Auslastung der Betriebe und die Auftragsbücher sinken weiter, was eine Forderung nach einer mittelstandsfreundlichen Politik zur Stabilisierung der Wirtschaft nach sich zieht.

Ein entscheidender Aspekt für den Fortbestand von Unternehmen ist die Betriebsnachfolge. Die Handwerkskammer Ulm bietet seit 2016 das Zentrum für Betriebsnachfolge (ZEN) an, das Handwerksbetrieben bei der Nachfolgeregelung unterstützt. Im Rahmen dieser Initiative wurden die Broschüren „Betriebsübergabe“ und „Betriebsübernahme“ aktualisiert und zusammengeführt. Diese bieten umfassende Informationen zu rechtlichen, wirtschaftlichen und emotionalen Herausforderungen bei der Übergabe eines Betriebs.

Die in den Broschüren enthaltenen Informationen sind auf dem neuesten Stand der Gesetzgebung und Marktanforderungen. Der Wissensaustausch zwischen Übergebern und Übernehmern gilt als zentraler Erfolgsfaktor, während offene Kommunikation hilft, Erwartungen und Anforderungen klar zu definieren. Die Broschüren sollen als Fahrplan für alle Beteiligten im Nachfolgeprozess dienen und unterstreichen die Bedeutung einer frühzeitigen Planung für eine erfolgreiche Betriebsnachfolge.

Mehr Informationen sind in den aktualisierten Broschüren verfügabar, unter anderem zu den rechtlichen Grundlagen und wirtschaftlichen Aspekten, die für Unternehmer und Nachfolger in Baden-Württemberg von Bedeutung sind.

Für detaillierte Informationen zu den Herausforderungen und Lösungsansätzen im Handwerk, sowie zur Betriebsnachfolge, verweisen wir auf die Berichterstattung von Schwäbische.de und die Angebote der Handwerkskammer Ulm.