
In Deutschland sind die Strafen für die Handynutzung am Steuer nach wie vor als gering eingestuft. Die Gefährdung des Straßenverkehrs wird im Paragrafen 315c des Strafgesetzbuches (StGB) behandelt, der sieben Verstöße auflistet, die als grob verkehrswidrig und rücksichtslos gelten. Diese Verstöße, die häufig zu schweren Unfällen führen, werden als „Todsünden“ bezeichnet. Laut einer Analyse der Unfallforschung der Versicherer (UDV) sind alltägliche Faktoren wie Missachtung der Vorfahrt (28%) und das Verlassen der rechten Spur an unübersichtlichen Stellen (13%) häufigere Ursachen für Unfälle als die Handynutzung.
Der Verkehrsgerichtstag in Goslar hat über mögliche Ergänzungen zur Liste der Todsünden diskutiert, besonders bezüglich der Handynutzung am Steuer. Diese Liste wurde im Jahr 1964 erstellt und könnte eine Aktualisierung erfahren, um den heutigen Verkehrssituationen gerecht zu werden. Gegen die Einordnung der Handynutzung als Todsünde sprechen Kritiker, die argumentieren, dass es oft schwer nachzuweisen sei, ob ein Unfall tatsächlich durch die Benutzung eines Handys verursacht wurde.
Bußgelder und zukünftige Änderungen
Aktuell beträgt die Strafe für Handynutzung am Steuer in Deutschland 100 Euro und einen Punkt in Flensburg. Bei Gefährdung oder einem Unfall kann diese Strafe auf bis zu 200 Euro sowie zwei Punkte und ein einmonatiges Fahrverbot steigen. Im Vergleich dazu sind die Strafen in Italien deutlich höher und können bis zu 1.000 Euro betragen. Der Verkehrsgerichtstag hat auch Empfehlungen ausgesprochen, um Ablenkung durch Handys, Tablets oder Navigationsgeräte in die Liste der verkehrswidrigkeiten aufzunehmen, was möglicherweise zu einer strafrechtlichen Verfolgung führen könnte.
Ab Mitte 2024 müssen neue Fahrzeuge mit Blackboxes ausgestattet sein, die relevante Daten vor und nach einem Unfall aufzeichnen. Ab 2026 wird es zudem Pflicht sein, Ablenkungsassistenten in Fahrzeugen einzubauen, die Fahrer warnen, wenn sie vom Verkehrsgeschehen abgelenkt sind. Experten befürworten höhere Bußgelder sowie technische Fahrassistenzsysteme zur Verbesserung der Verkehrssicherheit, sehen jedoch Bedenken bei der Aufnahme der Handynutzung in die Todsündenliste, da viele Verstöße häufig aus Unachtsamkeit und nicht aus bewusster Rücksichtslosigkeit resultieren.