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Im Rahmen eines innovativen Produktdesign-Projekts an der Hochschule für Gestaltung (HfG) in Schwäbisch Gmünd, arbeiten die Studentinnen Annekathrin Merz und Friederike Bechtel an der Nutzung von Stroh für eine umweltfreundlichere Möbelproduktion. Jährlich fallen in Deutschland etwa 30 Millionen Tonnen Stroh als Nebenprodukt der Getreideproduktion an, von denen 20-40% ungenutzt bleiben. Die angehenden Designerinnen experimentieren mit der Formgebung von Stroh und verwenden dafür kreative Geräte wie Waffeleisen und Sandwichmaker. Um die Materialeigenschaften zu verbessern, mischen sie Strohfasern mit biologischen Bindemitteln wie Agar-Agar, Lehm und Kaseinleim.
Die Stabilität der entwickelten Materialien wurde im Materialforschungsinstitut der Technischen Hochschule Aalen getestet, wobei die Teststücke einem Druck von 120 kg und einer Biegung von 112 kg standhielten, vergleichbar mit den Eigenschaften von Hanfplatten. In einem weiteren Projekt haben Anton Stallbörger, Michael Kluge und Marina Geltenbort eine App für Herzpatienten entwickelt, die darauf abzielt, die Kommunikation zwischen Patienten und Ärzten zu verbessern. Diese App umfasst eine Anwendung für Ärzte zur Diagnoseerfassung sowie eine Patientenanwendung zur Nachbereitung, die Schaubilder, 3D-Ansichten und Begriffserklärungen beinhaltet. Zudem werden die sensiblen Daten nicht im Internet gespeichert, sondern in einem QR-Code gesichert, zu dem Patienten einen Freischalt-Code von ihrer Krankenkasse anfordern können. Beide Projekte präsentieren sich im Rahmen der Semesterausstellung der HfG am 14. und 15. Februar, sowohl vor Ort als auch digital.
Nachhaltiges Bauen mit Stroh
Zusätzlich zu diesen Initiativen zeigt eine Broschüre mit dem Titel „Leitfaden Strohbau – Nachhaltig Bauen und Dämmen mit Stroh“, dass Stroh ein wichtiges Material für den Bau darstellt. Diese Broschüre richtet sich an Bauherren, Architekten und alle Interessierten, die sich für klimafreundliches Bauen einsetzen. In ihrer 8. Auflage enthält sie umfassend aktualisierte und erweiterte Inhalte über die Verwendung von Stroh als Dämmmaterial. In Deutschland bleibt jährlich etwa 10 Millionen Tonnen Getreidestroh ungenutzt, obwohl es genug Material gibt, um die Wärmedämmung von über 350.000 Einfamilienhäusern zu realisieren.
Die Verwendung von Stroh ist vor allem im ein- bis dreigeschossigen Wohnungsbau verbreitet, wird jedoch gelegentlich auch in höheren Gebäuden eingesetzt. Strohdämmungen sind auch für größere Projekte geeignet, darunter Büros, Kindergärten, Schulen und Logistikzentren. Die Broschüre beschreibt 28 Strohballenbauten in Deutschland und Europa und bietet Schritt-für-Schritt-Bilderserien zur Veranschaulichung des Installationsprozesses. Ein weiteres Kapitel thematisiert Sanierungskonzepte mit Stroh und enthält aktuelle Schallschutznachweise für strohgedämmte Außenwände. Die Broschüre hat einen Umfang von 56 Seiten und steht als kostenloser Download zur Verfügung, wie die Bauzeitung berichtet.