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In Torgau haben am Sonntagnachmittag etwa 150 Menschen gegen einen zunehmenden Rechtsruck und für ein demokratisches Miteinander protestiert. Die Demonstration wurde vom queerfeministischen Kollektiv „Lips and Bats“ und dem Verein „Zusammenkommen“ organisiert. Das Motto des Protestzugs lautete „Nie wieder ist jetzt“. Der Zug startete um 14 Uhr vom Bahnhofsvorplatz und führte über die Bahnhofstraße, den Friedrichplatz und die Leipziger Straße bis zum Marktplatz.
Ein transparent mit der Botschaft „Torgau ist bunt“ bildete die Spitze des Zuges. Während der Veranstaltung kam es zu Störungen durch aus einem Fenster gekippte Wassereimer, gezündete Böller und laute Musik. Unterstützt wurde die Protestaktion von Vereinen aus Elbe-Elster, Leipzig und Wurzen. Auch Teilnehmer aus Sachsen-Anhalt wurden durch soziale Medien auf die Veranstaltung aufmerksam. Zora aus Wittenberg äußerte: „Jede Stimme zählt. Wir müssen die Demokratie schützen. Es ist fünf vor 1933.“
Politische Warnungen und Unterstützung für Demokratie
Torgaus SPD-Stadträtin Julia Sachse warnte vor einem intensiveren Rechtsruck in der Politik. Danai Voigt von „Lips and Bats“ stellte fest, dass sich politisch engagierte Personen auf dem Land häufig isoliert fühlten. Henry Engelmann vom „Erich Zeigner Haus“ betonte die Bedeutung von Demokratieprojekten auf dem Land. Daniela Voigt vom Verein „Zusammenkommen“ zeigte sich mit der Veranstaltung und der Zusammenarbeit über die Kreisgrenzen hinweg zufrieden.
Parallel zu den Protesten in Torgau gingen bundesweit Hunderttausende Menschen gegen einen möglichen Rechtsruck auf die Straße. Diese Protestwelle richtete sich insbesondere gegen die Zusammenarbeit der Union mit der AfD. Der Konfliktforscher Felix Anderl führte als Gründe für die Mobilisierung unter anderem den bevorstehenden Wahltermin und die aggressive Strategie von CDU-Chef Merz an. Er beobachtete, dass immer mehr Menschen besorgt sind.
In mehreren Städten versammelten sich zehntausende Menschen, um gegen die AfD zu demonstrieren, wobei Anderl eine starke Mobilisierung für die nächsten Wochen prognostiziert, die die Bundestagswahl beeinflussen könnte. Seine Analyse deutet darauf hin, dass dadurch eine Polarisierung entstehen kann, von der sowohl die AfD, die SPD als auch die Grünen profitieren könnten.
Für einen breiteren Teil der Bevölkerung wurden die Proteste nicht nur in urbanen Zentren, sondern auch auf dem Land erlebbar, was die Relevanz der Thematik verstärkt.