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Über 60.000 Menschen starben durch die verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien, die Anfang Februar 2023 stattfanden. Unzählige Menschen verloren ihr Hab und Gut, und das Unglück jährte sich kürzlich zum zweiten Mal. Ein Großteil der Opfer im Südosten der Türkei kam durch Trümmerteile einstürzender Gebäude ums Leben. In diesem Kontext arbeitet das Unternehmen Kast aus Sonthofen daran, die Opferzahlen künftiger Naturkatastrophen zu reduzieren. Kast wurde 1966 gegründet und stellt textiles Verstärkungsgewebe her, das zur strukturellen Stabilisierung von Gebäuden, insbesondere in Erdbebengebieten, beiträgt, wie die Allgäuer Zeitung berichtete.
Am 6. Februar 2023 ereigneten sich in der Türkei weiterhin verheerende Erdbeben, die mehr als 15 Millionen Menschen betrafen. Viele Betroffene verloren Angehörige, Wohnungen und Existenzen. Besonders syrische Geflüchtete in der Türkei stehen weiterhin vor großen Herausforderungen, trotz Wiederaufbauprogrammen. Ein Projekt, das finanziell von ECHO (Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe) unterstützt wird, ermöglicht den Betroffenen Hilfe. Miray Müge Yücel, Koordinatorin für das Türkei-Programm der Diakonie Katastrophenhilfe, berichtete von den traumatischen Folgen der Erdbeben. Psychologische Teams der Partnerorganisation Support to Life (STL) stellten fest, dass 85% der unterstützten Menschen Symptome von Angst und Depression zeigen. Kinder haben weiterhin Albträume und Konzentrationsschwierigkeiten in der Schule, wie die Diakonie Katastrophenhilfe aufzeigte.
Aktuelle Herausforderungen der Betroffenen
Viele Menschen leben in provisorischen Wohncontainern, die oft kaum Privatsphäre und Sicherheit bieten. Frauen sind gezwungen, Gemeinschaftstoiletten zu nutzen, die oft schlecht beleuchtet und unsicher sind. Zwischen Mai und Dezember 2024 erhielten über 9.300 Menschen in den Provinzen Adıyaman, Hatay und Kahramanmaraş individuelle psychologische Unterstützung und rechtliche Beratung durch STL. Besonders für geflüchtete Frauen ist dieses Angebot wichtig, da oft keine psychosoziale Hilfe in ihrer Sprache verfügbar ist.
Die Berichte zeigen zudem, dass häusliche Gewalt seit den Erdbeben erheblich zugenommen hat; 56% der befragten Frauen und Mädchen berichteten von geschlechtsspezifischer Gewalt, was einem Anstieg von 15% im Vergleich zum Zeitraum vor den Erdbeben entspricht. Eine syrische Frau, die als Zehra bezeichnet wird (Name geändert), schildert ihre Herausforderungen, unter anderem fehlende medizinische Versorgung für ihre kranken Kinder und Angst vor der Familie ihres Ex-Partners. Durch das Förderprogramm von STL erhielt Zehras Familie medizinische Versorgung und notwendige Ausweispapiere für ihre Kinder. Sie wurde auch rechtlich zum Schutz des Sorgerechts begleitet und erhielt ein Telefon für Notfälle.
Nach dem Sturz des Assad-Regimes am 8. Dezember 2024 gibt es Diskussionen über die Rückkehr syrischer Flüchtlinge, während die wirtschaftliche Krise in der Türkei die Stimmung gegen Flüchtlinge angeheizt hat. Laut türkischen Behörden sind mehr als 81.000 syrische Flüchtlinge in ihre Heimat zurückgekehrt, jedoch möchte die Mehrheit der rund drei Millionen Flüchtlinge in der Türkei bleiben. Um neue Herausforderungen zu bewältigen, wurde zusätzliche Rechtsberatung im Projekt eingeführt, die bereits über 250 Personen informierte. In Syrien fehlen nach wie vor Unterkünfte, Sicherheit und wirtschaftliche Perspektiven, während der EU-Rat für Auswärtige Angelegenheiten am 27. Januar beschloss, erste Lockerungen der Sanktionen gegen Syrien einzuleiten, was als hoffnungsvolles Signal angesehen wird.