Deutschland

Debatte um Strafmündigkeit: Kinder unter 14 bald verantwortlich?

Die Debatte über die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters in Deutschland nimmt an Fahrt auf. Aktuell liegt die Strafmündigkeit bei 14 Jahren, doch jüngste Vorfälle, bei denen Kinder unter 14 Jahren schwere Straftaten begangen haben, führten zu politischen Diskussionen über eine mögliche Anpassung. Politiker wie Carsten Linnemann von der CDU fordern eine Senkung auf 12 Jahre. Sie argumentieren, dass Kinder heute früher reifen und daher früher für ihre Handlungen zur Verantwortung gezogen werden sollten. Diese Altersgrenze von 14 Jahren besteht bereits seit 1923.

Allerdings gibt es auch schwere Bedenken gegen eine solche Herabsetzung. Kritiker warnen, dass jüngere Kinder oft nicht über die nötige geistige Reife verfügen, um die Konsequenzen ihres Handelns vollständig zu verstehen. Statt strafrechtlicher Maßnahmen plädieren sie für verstärkte Präventions- und Resozialisierungsprogramme. Die Diskussion umfasst dabei rechtliche, pädagogische und gesellschaftliche Aspekte, die eine sorgfältige Abwägung aller Argumente erfordern.

Statistische Entwicklungen und Expertenmeinungen

Die aktuelle Diskussion wird durch eine steigende Anzahl an Straftaten unter Kindern und Jugendlichen untermauert. Im Jahr 2023 wurden über 104.000 tatverdächtige Kinder unter 14 Jahren ermittelt, was einem Anstieg von 12 % im Vergleich zu 2022 und 43 % im Vergleich zu 2019 entspricht. Zudem wurden rund 207.000 tatverdächtige Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren registriert, ebenfalls ein Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren. Kriminologe Tobias Singelnstein wies jedoch darauf hin, dass diese Zahlen im Vergleich zu vor 25 Jahren relativ niedrig sind.

Die geltende Regelung besagt, dass Kinder unter 14 Jahren nach Paragraf 19 des Strafgesetzbuches als „schuldunfähig“ gelten. Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren sind nur teilweise strafmündig und voll strafmündig ab 18 Jahren. Experten des Bundeskriminalamts (BKA) führen den Anstieg der Straftaten teilweise auf das Ende der Corona-Einschränkungen zurück. Zudem könnten psychische Belastungen bei Kindern und Jugendlichen sowie ein Mangel an Unterstützungsangeboten eine Rolle spielen.

Die Diskussion über die Herabsetzung des Strafmündigkeitsalters wird auch von Politikern angestoßen. So fordert zum Beispiel der Innenminister von Nordrhein-Westfalen, Herbert Reul, eine Verantwortung für jüngere Straftäter. Kritiker der Absenkung, einschließlich der Grünen und der Gewerkschaft der Polizei, argumentieren hingegen, dass Bildungs- und Teilhabeangebote besser wären als ein niedriges strafrechtliches Alter. Auch Stimmen wie die Jugendrichterin Maria Kleimann und der Pädagoge Burak Yilmaz plädieren dafür, den Fokus auf bessere Unterstützungsangebote zu legen, statt das Strafmündigkeitsalter abzusenken.

Pressemeier berichtete über die laufende Debatte zur Herabsetzung der Strafmündigkeit in Deutschland.
Deutschlandfunk berichtete umfassend über die steigenden Straftaten und die Rolle der Strafmündigkeit.