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Am 13. Februar 2023 gingen bundesweit zehntausende Beschäftigte des öffentlichen Dienstes für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne auf die Straße. In München nahm ein Warnstreik jedoch eine tragische Wendung: Ein 24-jähriger Afghane raste mit einem Auto in den Demonstrationszug und verletzte dabei 36 Menschen, darunter ein zweijähriges Kind und dessen 37-jährige Mutter, die zwei Tage nach dem Anschlag starb. Frank Werneke, Vorsitzender von ver.di, äußerte tiefes Mitgefühl für die Opfer und deren Angehörige und bezeichnete den Vorfall als brutalsten Angriff auf eine gewerkschaftliche Veranstaltung in der Geschichte Deutschlands.
Die Familie der Todesopfer veröffentlichte ein Statement, in dem sie sich für die Unterstützung und die Anteilnahme bedankte und um Respekt für ihre Trauer bat. Die verstorbene Mutter, Amel, war 2016 als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen und arbeitete seit 2017 als Ingenieurin in München. Der Täter war ebenfalls 2016 als unbegleiteter Flüchtling nach Deutschland gekommen, arbeitete zuletzt als Ladendedektiv und war religiös. Nach dem Anschlag entfachten Gerüchte in sozialen Medien über den Täter, worunter auch die Behauptung fiel, er hätte abgeschoben werden müssen. Claudia Weber von ver.di und Luise Klemens, bayerische Landesbezirksleiterin von ver.di, äußerten sich betroffen über den Vorfall.
Solidaritätskundgebung und politische Reaktionen
In einer Solidaritätskundgebung am Donnerstagabend versammelten sich einige Hundert Menschen vor der Feldherrnhalle in München, um den Opfern des mutmaßlichen Anschlags auf die Verdi-Gewerkschaftsdemonstration ihre Unterstützung zu zeigen. Veranstalter schätzten die Teilnehmerzahl auf 4000 bis 5000, während die Polizei von 500 sprach. Plakate forderten: „Kein Wahlkampf auf dem Rücken der Opfer“. Die Stimmung war geprägt von Entsetzen, Wut und Empörung über politische Äußerungen, die als Hetze gegen Migranten wahrgenommen wurden. Linken-Stadtrat Thomas Lechner meldete die Kundgebung spontan an und kritisierte, dass Politiker die Tat zur Unterstützung einer härteren Migrationspolitik instrumentalisierten.
Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter zeigte sich bestürzt über den Anschlag, während der Bundestag eine Sondersitzung plant. Lechner bezeichnete die Nutzung der Tat im Wahlkampf als „absolut inakzeptabel“. Redner betonten, dass die Tat gegen eine Gewerkschaftsdemo mit vielen Menschen mit Migrationshintergrund gerichtet war. Harald Pürzel, Vorsitzender von Verdi München, versprach Unterstützung für die Betroffenen und kritisierte die politischen Reaktionen.
Michael Jäger, ein Mitglied von Verdi und Teilnehmer der Demo, berichtete von seinen Erlebnissen während des Anschlags und der schnellen Hilfe von Demonstrierenden. Er äußerte sich kritisch über die sofortigen politischen Reaktionen zur Migrationspolitik. Arif Abdullah Haidary, stellvertretender Vorsitzender des Münchner Migrationsbeirats, verurteilte die Verallgemeinerung von Attentaten auf Migranten, während Benedikt Seidl, Gewerkschafter, die Frage stellte, was die afghanischen Migranten für die Tat könnten.
Ein Spendenaufruf wurde ins Leben gerufen, um den betroffenen Kolleginnen und Kollegen und ihren Familien zu helfen. Die Spenden sollen an das Konto von „Gewerkschaften helfen e.V.“ geleitet werden, deren IBAN lautet: DE55 2505 0000 0152 0114 90, BIC: NOLADE2HXXX, Stichwort: Opfer Demo München.
Weitere Informationen zu diesem Vorfall und den anschließenden Reaktionen finden sich bei ver.di Cottbus und Süddeutsche Zeitung.