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Das Zuchthaus Cottbus, einst ein Symbol staatlicher Unterdrückung in der DDR, hat sich zu einem Menschenrechtszentrum gewandelt. Wie coolis.de berichtet, haben ehemalige Häftlinge diesen historischen Ort erworben, um ihre Erfahrungen zu bewahren und gegen das Vergessen anzukämpfen. Peter Kolb, ein ehemaliger Häftling, wurde im Alter von 23 Jahren nach einem gescheiterten Fluchtversuch in das Zuchthaus gebracht. Er schildert seine traumatischen Erlebnisse während der Haft, die von ständigen Verhören und der Enge des Transportwagens geprägt waren.
Kolb beschreibt, wie in den Zellen politische Häftlinge und Kriminelle zusammen saßen, was seinen Glauben an Gerechtigkeit stark beeinflusste. Besonders schmerzhaft war für ihn die Erkenntnis, dass sein Bruder als inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit tätig war. Heute arbeitet Kolb als Historiker im Zuchthaus und hält Vorträge über die DDR-Zeit, um jungen Menschen die Realität der Unterdrückung näherzubringen. Die Transformation des Zuchthauses in ein Menschenrechtszentrum wird als symbolischer Akt betrachtet, der von ehemaligen Insassen unterstützt wird, um die Bedeutung der Erinnerung an Menschenrechtsverletzungen zu betonen.
Ein Ort der Erinnerung und Aufklärung
Wie menschenrechtszentrum-cottbus.de berichtet, wurde die Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus im Oktober 2007 von ehemaligen politischen Häftlingen der DDR gegründet. Der Verein Menschenrechtszentrum Cottbus e. V. (MRZ) ist seit 2011 Eigentümer des ehemaligen Gefängnisses, das von 1860 bis 2002 in Betrieb war. Der Fokus liegt auf der Aufarbeitung politischen Unrechts während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der SED-Diktatur.
Das Menschenrechtszentrum bietet ganzjährig mehrere Dauer- und Sonderausstellungen zu politischem Unrecht aus beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts an. Besondere Bedeutung kommt den Biografien ehemals politisch Inhaftierter zu, wobei Themen wie die Gründe der Inhaftierung und die Lebensgeschichten der Gefangenen behandelt werden. Besucher haben die Möglichkeit, sowohl das Hauptgebäude im früheren Hafthaus I als auch das Außengelände mit Freihöfen eigenständig zu erkunden.
Die Ausstellungen präsentieren Fotos, Dokumente, Exponate und Zeichnungen zu Haft- und Arbeitsbedingungen ab 1933 und geben Einblicke in die Verfolgungs- und Repressionsmechanismen der jeweiligen Herrschaftssysteme. Führungen durch Einzel- und Arrestzellen, die ehemalige Werkhalle des VEB Pentacon Dresden sowie zwei rekonstruierte DDR-Gefangenentransporter sind ebenfalls Teil des Angebots. Führungen in einfacher oder englischer Sprache sind nach Absprache möglich.