Gesundheit

Impfbereitschaft in Sachsen: Corona verstärkt Skepsis und Unsicherheit

Infektiologe Thomas Grünewald hat kürzlich die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Impfbereitschaft thematisiert. Grünewald, der als Chef der sächsischen Impfkommission tätig ist, welche jüngst in „Beirat Siko“ umbenannt wurde, stellte fest, dass es erhebliche Lücken bei Auffrischungsimpfungen unter Erwachsenen gibt. Auch saisonale Impfungen gegen Influenza, Corona und RSV würden nicht ausreichend genutzt, während Standardimpfungen wie gegen Diphtherie und Kinderlähmung ebenfalls vernachlässigt werden.

Die Corona-Pandemie habe zu einem weltweiten Anstieg der Impfskepsis geführt, womit Sachsen als Hotspot gilt. Laut Grünewald zeichnet sich ein Trend zur Impfverweigerung bereits seit 10 bis 15 Jahren ab. Während der Pandemie seien Impfempfehlungen oft als Drangsalierung wahrgenommen worden, was zu einem Rückgang des Vertrauens in die Wissenschaft beigetragen habe. Er forderte deshalb eine kritische Überprüfung der Corona-Maßnahmen in Sachsen und wies darauf hin, dass die Kommunikation über Impfungen nicht optimal gewesen sei. Die Unterscheidung zwischen Geimpften und Ungeimpften sei als problematisch angesehen worden.

Implikationen für die Impfbereitschaft

Um die Situation besser zu verstehen, sind regelmäßige Umfragen zur Impfbereitschaft und zu den Einflussfaktoren unabdingbar. So zeigt eine COSMO-Befragung, dass die Impfbereitschaft seit der EU-Zulassung der ersten Impfungen gestiegen ist, derzeit jedoch stagniert. Rund 65 Prozent der Befragten sind impfbereit, aber nur etwa 20 Prozent haben sich bereits impfen lassen. Unsicherheiten über mögliche Impfnebenwirkungen könnten das Impfverhalten weiter beeinflussen. Die wahrgenommene Sicherheit der Impfstoffe erweist sich als wichtigster Faktor für die Impfbereitschaft.

Um die Impfquote zu steigern, schlagen Experten vor, praktische Hürden abzubauen und Impfungen an Orten wie Arbeitsplätzen, Universitäten und Schulen anzubieten. Während die Mehrheit einer Impfpflicht ablehnend gegenübersteht, könnte die Aussicht auf mehr Freiheiten ein Anreiz für jüngere Personen sein. Außerdem wird empfohlen, dass Hausärzte aktiv auf impfberechtigte Patienten mit Migrationshintergrund zugehen, um Impfhindernisse abzubauen und eine informierte Entscheidungsfindung zu fördern.

Die Komplexität der Informationsumwelt, insbesondere angesichts wechselnder Empfehlungen, erfordert eine klarere Kommunikation über Impfnebenwirkungen sowie über Long-COVID, um das Vertrauen in Impfungen zu stärken. Dies sind zentrale Themen, die in beiden Berichten von [Süddeutsche Zeitung](https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/fuenf-jahre-corona-infektiologe-corona-pandemie-hat-impfskepsis-vergroessert-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-250225-930-386091) und [Science Media Center](https://www.sciencemediacenter.de/alle-angebote/research-in-context/details/news/impfbereitschaft-jetzt-und-zukuenftig-implikationen-fuer-die-pandemieeindaemmung) behandelt werden.