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Chaos im Nahverkehr: Warum die Züge am rechten Rhein nicht fahren!

In Rheinland-Pfalz gab es in den letzten Monaten im Nahverkehr auf der Schiene auf der rechten Rheinseite zahlreiche Ausfälle, Verspätungen und Informationsmängel. Dies wurde in einem Treffen des Zweckverbands Schienenpersonennahverkehr RheinlandPfalz Nord (SPNV-Nord) in Koblenz Mitte Februar thematisiert. An dem Gespräch nahmen kommunale Partner aus dem Rhein-Lahn-Kreis, Landkreis Neuwied, sowie Vertreter von DB InfraGO und der Eisenbahnverkehrsunternehmen VIAS und DB Regio NRW teil. Thorsten Müller, Verbandsdirektor, berichtete von einem offenen Austausch über die Ursachen der Probleme und mögliche Lösungen.

Hauptursache für die instabile Situation seit Sommer 2024 sind unbesetzte Arbeitsplätze im elektronischen Stellwerk in Frankfurt. Laut den Berichten sind mindestens zwei ständig besetzte Arbeitsplätze notwendig, die aufgrund von Fachkräftemangel nicht durchgehend besetzt werden können. Dies führt dazu, dass nicht nur einzelne Fahrten, sondern sämtliche Fahrten einer Arbeitsschicht ausfallen. Die DB hat sich für die entstandenen Unannehmlichkeiten entschuldigt und plant, ihre Recruiting-Aktionen zu intensivieren.

Konzept zur Verbesserung des Zugangebots

Um die Situation zu stabilisieren, hat die DB ein Konzept zur Verbesserung des Zugangebots in drei Stufen bis Ende 2025 entwickelt. Stufe 1 sieht vor, dass seit Dezember 2024 Güterzüge umgeleitet werden, um einen Stundentakt der Regionalzüge aufrechtzuerhalten. Bis Ostern 2025 werden neue Mitarbeitende nach Schulung und Einweisung für den operativen Einsatz bereitstehen; die Bedienung des Stellwerks Oberlahnstein wird in das Netz Koblenz integriert. Stufe 3 zielt darauf ab, die Personalsituation bis Ende 2025 zu stabilisieren, mit einer Vollbesetzung und regulärem Bahnverkehr.

Eine Ausbildung der Fachkräfte dauert je nach Vorqualifizierung zwischen zehn Monaten und zwei Jahren, wobei spezifische Einweisungen und Prüfungen erforderlich sind. Die EVUs berichteten zudem über Ausbildungsoffensiven, insbesondere für Lokführer und in Leitstellen. Um aktuelle Daten zu Fahrgastinformationen bereitzustellen, wurden neue Arbeitsplätze eingerichtet, und Gemeinden sowie Schulen werden über Fahrplanänderungen informiert. Alle Teilnehmer des Treffens betonten die Wichtigkeit von rechtzeitigen und verlässlichen Informationen für die Fahrgäste.

Währenddessen bestätigt eine Analyse von DB Watch, dass in Deutschland zwischen Mitte August 2023 und dem 1. Januar 2024 Stellwerke mindestens 2594 Stunden nicht besetzt waren, was 108 vollen Tagen ohne Schienenverkehr auf betroffenen Strecken entspricht. Der fortwährende Personalmangel bei DB InfraGO, das am 1. Januar 2024 aus DB Netz und DB Station & Service gegründet wurde, ist als Hauptgrund für diese Situation identifiziert worden. Die Analyse beruht auf über 400 Meldungen von Eisenbahnverkehrsunternehmen zu nicht besetzten Stellwerken.

Dies hat nachteilige Auswirkungen auf die Regelmäßigkeit des Schienenverkehrs, führt zu wirtschaftlichen Schäden und Unzufriedenheit bei den Fahrgästen. Der Infrastrukturbetreiber hat seit Jahren Besserung versprochen, jedoch fehlen nachhaltige Lösungen. Vor allem die Strecke zwischen Halle und Cottbus war betroffen, da hier mindestens 317 Stunden Stellwerke nicht besetzt waren. Besonders problematisch ist der Regionalbereich Mitte, der Teile von Hessen und Rheinland-Pfalz umfasst.