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Angst in der Menge: Wie gefährlich sind Großveranstaltungen wirklich?

In Deutschland haben mehrere Gewalttaten, bei denen Autos als Waffen eingesetzt wurden, für Besorgnis in der Bevölkerung gesorgt. In den letzten Monaten ereigneten sich drei solcher Vorfälle:

Im Dezember 2024 raste ein Mann über einen Weihnachtsmarkt in Magdeburg und tötete dabei sechs Menschen. Im Februar 2025 fuhr ein weiterer Täter in München in einen Demonstrationszug, was zwei Todesopfer zur Folge hatte. Am 3. März 2025 gab es eine ähnliche Tat in Mannheim, bei der erneut zwei Menschen ums Leben kamen. Diese Vorfälle haben dazu geführt, dass sich viele Menschen in größeren Menschenmengen unwohl fühlen, weil die Angst vor einem weiteren solchen Anschlag wächst.

Fachspezifische Einschätzungen zur Situation

Der Risikoforscher Ortwin Renn erklärt, dass die Menschen befürchten, jederzeit in eine solche Situation zu geraten. Er weist darauf hin, dass sich Anschläge nicht mehr gegen bestimmte Gruppen richten, sondern die Zufälligkeit nutzen, um hohe Opferzahlen zu erzielen. Obwohl das Risiko in großen Menschenmengen tatsächlich höher ist, sei die Wahrscheinlichkeit, persönlich betroffen zu sein, extrem gering. So ist die Wahrscheinlichkeit, durch einen Blitzschlag zu sterben, höher als durch Terror oder Amokläufe in Deutschland.

Um die Sicherheit bei Großveranstaltungen zu erhöhen, empfiehlt Renn gesicherte Zugänge, wie beispielsweise Betonblöcke. In Mannheim gab es zum Zeitpunkt des Vorfalls jedoch keine große Versammlung, weshalb auch keine spezifischen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden.

Ein weiteres Problem sieht er in der Identifizierung potenzieller Täter. Oft handelt es sich um Einzeltäter, was es schwierig macht, geeignete Sicherheitsmaßnahmen im Voraus zu ergreifen. Zudem könne die Medienberichterstattung potenzielle Nachahmer anregen, da viele Täter beabsichtigen, mediale Aufmerksamkeit zu erreichen. Diese Entwicklungen werden von verschiedenen sozialen Medien weiter verstärkt, indem Bilder von Opfern und Leichen geteilt werden, was wiederum Tötungsfantasien anregen kann. Der Fokus auf die Opfer in der Berichterstattung könnte jedoch dabei helfen, den Nachahmungseffekt zu verringern.

Diese Vorfälle und das damit verbundene Sicherheitsgefühl stehen auch in Verbindung mit den Ergebnissen einer aktuellen Dunkelfeldstudie. Eine neue Studie hat ergeben, dass besonders viele Bürger, insbesondere Frauen, sich unsicher und bedroht fühlen. Diese wurde vom Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, und von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) vorgestellt und umfasste mehr als 45.000 Teilnehmer, was sie zur größten ihrer Art in Deutschland macht.

Der Studie zufolge meidet über die Hälfte der Frauen nachts öffentliche Verkehrsmittel aus Angst. 58% der Frauen vermeiden bestimmte Plätze oder Parks, während bei Männern nur 29% diese Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Wenngleich die Mehrheit der Bevölkerung der Polizei vertraut, zeigen Menschen mit Migrationsgeschichte oft weniger Vertrauen.

Bei der Studie wurde auch festgestellt, dass Cybercrime um 66% zugenommen hat, während gleichzeitig die Diebstahlskriminalität um 37% abgenommen hat. Diese Entwicklung führt zu einer steigenden Angst, Opfer von Straftaten im Internet zu werden.

Die Dunkelfeldstudie gibt zudem Aufschluss über die hohe Dunkelziffer bei sexualisierter Gewalt. Es wird berichtet, dass nur 1% der entsprechenden Fälle angezeigt wird, während es bei Autodiebstahl 92% sind. Diese Ergebnisse zeigen, dass die Probleme rund um das Sicherheitsgefühl sowie die tatsächlichen Kriminalitätszahlen in Deutschland von großer Bedeutung sind, wie auch schon [merkurs.de](https://www.merkur.de/welt/nach-muenchen-und-mannheim-risikoforscher-raet-dieses-verhalten-zu-vermeiden-zr-93612161.html) und [tagesschau.de](https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/korri-dunkelfeldstudie-101.html) berichteten.