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Bauernaufstand 1525: Die Revolution der „Zwölf Artikel“ in Memmingen!

Im Frühjahr 1525 erhob sich die Landbevölkerung in Schwaben, Franken, Thüringen, Tirol und Salzburg gegen die Obrigkeit. Wie WELT berichtete, wurde der Aufstand in der Geschichte oft politisch überhöht dargestellt. In Memmingen entstand ein inoffizielles Programm der Bauern, das die „Brüderlichkeit“ betonte und die gegenseitige Unterstützung und Treue untereinander gelobte. Anfang März 1525 wurde das Dokument „Zwölf Artikel“ formuliert und gedruckt, vermutlich durch Sebastian Lotzer. Der Erstdruck wird im Stadtarchiv Memmingen aufbewahrt und umfasst rund 2000 Wörter. Über 25.000 Exemplare wurden verbreitet, auch durch Vorträge an Analphabeten, was zur schnellen Verbreitung der Inhalte führte.

Die „Zwölf Artikel“ umfassen zentrale Forderungen der Bauern, darunter die Selbstwahl des Pfarrers, die Senkung der Steuern auf ein erträgliches Maß und die Abschaffung der Leibeigenschaft. Weitere Punkte betreffen die Rechte zur Jagd, Fischerei und Holzernte, sowie die Rückgabe von Gemeingut. Historikerin Lyndal Roper beschreibt die „Zwölf Artikel“ als eine Kombination aus spezifischen Beschwerden und einer umfassenden theologischen Vision. Diese Artikel waren mit Verweisen auf das Neue Testament belegt und wurden in eingängiger Prosa verfasst. Sowohl Lotzer als auch Pfarrer Christoph Schappeler waren an deren Formulierung beteiligt.

Die Bedeutung der Zwölf Artikel

Die „Zwölf Artikel“ gelten als eine der ersten niedergeschriebenen Forderungen nach Menschen- und Freiheitsrechten in Europa, gleich nach der Magna Carta von 1215, wie Wikipedia hervorhebt. Am 6. März 1525 trafen sich etwa 50 Vertreter der Bauerngruppen in Memmingen, um über ein gemeinsames Auftreten zu beraten, was zur Gründung der Christlichen Vereinigung der Bauern am 7. März führte. Am 15. und 20. März wurden die „Zwölf Artikel“ und die Bundesordnung verabschiedet. Einige ihrer Forderungen sind das Recht der Gemeinden, ihren Pfarrer zu wählen, die Rückgabe von Gemeindewäldern und eine gerechte Festsetzung der Pachtabgaben.

Die „Zwölf Artikel“ wurden durch den Buchdruck schnell und preisgünstig verbreitet. Ihre Bundordnung bot zudem ein Modell für eine kommunale, föderative Gesellschaftsordnung. Die Grundgedanken dieser Artikel hatten langfristige Auswirkungen und Parallelen zu späteren politischen Bewegungen, etwa der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und der Französischen Revolution. Die Ziele wurden erst im Zuge der Revolution 1848/49 teilweise durchgesetzt.