
Im Pinneberger Hallenbad wird künftig eine Stille Stunde angeboten, die erstmals am Sonntag stattfand. Diese Initiative zielt darauf ab, neurodivergenten und geräuschempfindlichen Menschen eine Umgebung zu bieten, in der sie sich wohlfühlen können, indem äußere Reize minimiert werden. Die Einrichtung des Hallenbades ist nach eigenen Angaben das erste in Deutschland, das diesen Service einführt.
Während der Stille Stunde, die regelmäßig stattfinden soll, werden das Licht gedimmt und Gespräche sind nur im Flüsterton erlaubt. Aktivitäten wie Sportschwimmen und Turmspringen sind in dieser Zeit nicht gestattet. Zudem wurde die Teilnehmerzahl auf maximal 60 Personen begrenzt, um eine entspannende Atmosphäre zu schaffen.
Hintergrund der Initiative
Die Idee zur Stille Stunde entstand durch die Schwimmlehrerin Stefanie Hamer, die selbst von Autismus und ADHS betroffen ist. Sie kam durch eine Aktion in Neuseeland auf diese Idee, die dort großen Anklang fand. Diese Aktion wurde durch Theo Hogg ins Leben gerufen, der im neuseeländischen Supermarkt „Countdown“ arbeitet und einen autistischen Sohn hat. Das Konzept wird mittlerweile auch in vielen Supermärkten durchgeführt, um neurodivergenten Menschen den Alltag zu erleichtern.
Das Projekt zur Stille Stunde verfolgt auch das Ziel, das Bewusstsein für die Bedürfnisse von neurodivergenten Menschen zu schärfen und sensorische Barrieren abzubauen. In diesem Zusammenhang berichtet die Plattform für Aufklärung und Sensibilisierung, dass viele Menschen mit ADHS, Autismus oder anderen Erkrankungen wie Depressionen und Migräne unter Reizüberflutung leiden. Dies führt häufig zu Überforderung durch zu viele gleichzeitige Sinneseindrücke, besonders in öffentlichen Räumen.
Um die gesellschaftliche Akzeptanz und das Verständnis für neurodivergente Menschen zu fördern, sind mehrere Maßnahmen erforderlich. Diese umfassen Aufklärung in Schulen und Kindergärten, Anpassungen in der Wirtschaft sowie eine bessere Gesundheitsversorgung. Dies ist besonders relevant, da Studien gezeigt haben, dass das Mortalitätsrisiko bei Menschen mit Autismus um das 2,5-fache höher ist als in der Allgemeinbevölkerung, was die Bedeutung solcher Initiativen unterstreicht.