
Ein Oberarzt steht in Regensburg vor Gericht, nachdem eine 23-jährige Krankenschwester während ihrer Schicht in einer Klinik in Kelheim im Dezember 2021 verstorben ist. Der 1974 geborene Arzt wird beschuldigt, der Krankenschwester während einer Migräneattacke Medikamente gespritzt und sie anschließend unbeaufsichtigt gelassen zu haben. Dies geschah, nachdem sie massive Kopfschmerzen während ihres Nachtdienstes geäußert hatte. Eine Kollegin hatte ihr zuvor einen Zugang gelegt, um ein Schmerzmittel zu verabreichen.
Der angeklagte Arzt soll ihr anschließend die Narkosemittel Propofol und Ketamin injiziert haben, obwohl ihm bewusst war, dass die Krankenschwester an Migräne und einer chronischen Darmerkrankung litt. Der Arzt unterließ es, für eine Überwachung der Krankenschwester zu sorgen, die am nächsten Morgen tot auf dem Boden gefunden wurde. In ihrem Blut wurden fünf weitere Substanzen nachgewiesen, die auf Wechselwirkungen verschiedener Medikamente hinweisen.
Ermittlungen und Anklagen
Dem Arzt wird Aussetzung mit Todesfolge vorgeworfen, da er die Krankenschwester in eine hilflose Lage versetzt und damit ihren Tod verursacht haben soll. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass die Wechselwirkung der verabreichten Medikamente die Todesursache war. Das Landgericht hat bis Anfang April insgesamt zehn Verhandlungstermine angesetzt.
Zusätzlich zu diesem Verfahren ist der Oberarzt auch in einem zweiten Prozess wegen Mordes an einem 79-jährigen Patienten angeklagt. In diesem Fall wird ihm vorgeworfen, im Juli 2022 eine Überdosis Morphin administriert zu haben. Der Staatsanwalt sieht in beiden Fällen die Mordmerkmale der niederen Beweggründe und der Heimtücke als gegeben an. Die Gerichtsverhandlungen zu beiden Fällen sind bis April terminiert, wie die Ärzteblatt und die Welt berichten.