
In Hanau müssen sich zwei Männer, 70 und 57 Jahre alt und Cousins, vor Gericht verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Frauen aus Georgien illegal nach Deutschland eingeschleust zu haben. Laut den Anklagepunkten, die insgesamt 21 Fälle umfassen, sollen die Männer diese Frauen, die in Georgien als Pflegekräfte tätig waren, über einen Zeitraum von nahezu drei Jahren nach Deutschland gebracht haben.
Den Frauen wurde versprochen, in Hanau und Maintal als Pflege- oder Haushaltshilfen arbeiten zu können. Um dies zu erreichen, verlangten die Männer von ihnen eine einmalige Provision sowie monatliche Vermittlungsgebühren. Darüber hinaus wurden gefälschte Personalausweise ausgestellt, um den Frauen scheinlegale Aufenthaltserlaubnisse zu verschaffen. Dies war Teil der illegalen Einschleusung, die nun vor Gericht verhandelt wird, wie Primavera24 berichtete.
Situation und Risiken in Georgien
Parallel zu diesem Fall richtete Valiant Richey, der Koordinator der OSZE für die Bekämpfung des Menschenhandels, den Blick auf die Situation in Georgien. In einem Bericht vom 6. Mai wird der Tourismus- und Gastwirtschaftssektor als Risikobereich für Menschenhandel und Zwangsarbeit identifiziert. Besonders gefährdet sind Frauen, die mit falschen Versprechungen von Arbeitsplätzen im Gastgewerbe nach Georgien gelockt werden. Viele dieser Frauen fallen einem hohen Risiko der sexuellen Ausbeutung in Saunen, Nachtbars, Motels und Privathäusern zum Opfer.
Georgien wird zudem als Zielland für Frauenhandel beschrieben, vor allem von Frauen aus Aserbaidschan und Zentralasien, wie Usbekistan. Es gibt Berichte über die Verschleppung georgischer Frauen in die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate zur sexuellen Ausbeutung. Kinder sind ebenfalls gefährdet, da Schätzungen zufolge 1.000 bis 2.000 Kinder in Georgien ihren Lebensunterhalt durch Betteln verdienen, oft aufgrund von Armut oder häuslicher Gewalt. UNICEF berichtet, dass 30% dieser Kinder Roma und aserbaidschanische Kurden sind, während der Großteil georgische Kinder betrifft, die mit ihren Familien umherziehen. Der Bericht hebt auch die Gefährdung georgischer Männer hervor, die in der Türkei und im Irak Opfer von Menschenhandel werden.
Ein besorgniserregender Aspekt, den der OSZE-Bericht anführt, ist das zunehmend günstige Umfeld für die Ausbeutung von Arbeitskräften, unterstützt durch Drittstaatsangehörige, die in großen Bauprojekten und im Agrarsektor tätig sind. Private Personalvermittlungs- und Arbeitsagenturen gelten als ein weiterer Risikofaktor für Menschenhandelsfälle. Richey empfahl Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels, die vier Hauptziele umfassen: Verbesserung des rechtlichen, politischen und institutionellen Rahmens, Verbesserung der Identifizierung, Unterstützung und des Schutzes von Opfern, Stärkung der strafrechtlichen Reaktion auf alle Formen des Menschenhandels sowie Maßnahmen zur Prävention.
Für nähere Informationen zu den rechtlichen Aspekten und Vorfällen in Deutschland besuchen Sie bitte Primavera24 und für die Situation in Georgien schauen Sie auf Caucasus Watch.