
Im Landkreis Unterallgäu ermittelt die Polizei gegen einen Milchviehbetrieb in Bad Grönenbach wegen des Verdachts auf Tiermisshandlungen. Am Freitag, dem 7. März 2025, fand eine umfangreiche Durchsuchung der betroffenen landwirtschaftlichen Einrichtung statt. Diese Maßnahmen wurden notwendig, nachdem die Tierschutzorganisation „Soko Tierschutz“ erneut belastendes Beweismaterial vorlegte und Anzeige bei der Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) erstattete.
Der Milchviehbetrieb, der mehr als tausend Tiere beherbergt, steht bereits seit 2019 im Fokus der Ermittler. Bereits damals wurden mehrere Betriebe im Allgäu wegen ähnlicher Vorwürfe angezeigt. Auf der Grundlage einer aktuellen Undercover-Recherche der „Soko Tierschutz“ wurden massive Verstöße gegen das Tierschutzgesetz dokumentiert. Die veröffentlichten Aufnahmen zeigen Gewalt gegen Rinder und Kälber, inklusive Tritte und Schläge. Da der Betrieb videoüberwacht ist, stellen sich die Ermittlungen als besonders herausfordernd dar, da nur mit Wissen des Betriebsleiters agiert werden kann.
Ermittlungen und rechtliche Schritte
Die Staatsanwaltschaft Memmingen hat Durchsuchungsbeschlüsse für mehrere Hofstellen des Betriebs erwirkt, wobei umfangreiches Datenmaterial sichergestellt wurde. Der Betriebsleiter sowie mehrere Mitarbeiter sehen sich Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz gegenüber. Die KBLV hat zudem ein „Tierhaltungs- und Betreuungsverbot“ ausgesprochen.
Der Allgäuer Tierschutzskandal, der 2019 durch Recherchen der „Soko Tierschutz“ ins Rollen kam, hat bereits einen Prozess gegen den Betriebsleiter und mehrere Mitangeklagte in Gang gesetzt. Dieser Prozess, ursprünglich für den 6. Oktober 2023 angesetzt, wurde jedoch aufgesplittet. Zwei Ex-Angestellte des Betriebs wurden bereits verurteilt; einer erhielt eine Geldstrafe von 4.500 Euro, der andere von 4.400 Euro. Aktuelle Vorwürfe beinhalten unsachgemäße Handhabungen, wie das Verdrehen von Schwänzen und den Einsatz von Elektrogeräten, die gemäß den geltenden Vorschriften nicht zulässig sind. Trotz vieler Überprüfungen durch die KBLV wurden bislang keine gravierenden Missstände festgestellt, jedoch gab es ein Ordnungswidrigkeitenverfahren wegen unzureichender Wasserversorgung von neun Kälbern im Sommer 2024.
Die Verfahren gegen den Betriebsleiter in Bezug auf die Vorwürfe von 2019 sind noch nicht abgeschlossen, da die Verfahren gegen ihn und fünf Mitangeklagte weiterhin laufen und noch kein Termin für die nächste Verhandlung festgelegt wurde.