Italien bereitet einen umfassenden Industrieplan vor, um die Verbindungen zwischen Automobil-, Verteidigungs- und Raumfahrtsektor zu fördern. Der Plan, der für eine Vorstellung im Juni angekündigt wurde, soll laut dem italienischen Industrieminister Adolfo Urso neue Entwicklungsmöglichkeiten schaffen und ist das erste industrielle Strategiedokument des Landes seit 30 Jahren. Ein Fokus liegt auf der Zusammenarbeit zwischen den Sektoren, um Wachstumschancen bei Komponenten und der maschinellen Bearbeitung zu bieten.
Hintergrund dieses Plans sind die aktuellen europäischen Diskussionen über die Erhöhung der Verteidigungsausgaben und mögliche gemeinsame Militärfinanzierungen. Während die Autoproduktion in Italien voraussichtlich zurückgehen wird, zeigen sich Rüstungsunternehmen in der Region optimistisch hinsichtlich einer Produktionssteigerung, obwohl sie vor langen Lieferzeiten warnen. Ein bedeutender Schritt in dieser Richtung ist die Gründung eines Joint Ventures zwischen Rheinmetall und dem italienischen Unternehmen Leonardo. Diese Partnerschaft konzentriert sich auf die Entwicklung militärischer Kampffahrzeuge und modernen Lösungen für die Verteidigungsindustrie.
Strategische Entwicklungen in der Verteidigung
Im Rahmen des Joint Ventures haben Leonardo und Rheinmetall ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das eine 50:50-Anteilstruktur vorsieht. Das Hauptziel dieser Zusammenarbeit besteht darin, europäische Ansätze zur Herstellung moderner Kampfpanzer und der Infanterie-Kampffahrzeuge zu fördern. Der Hauptsitz des Joint Ventures wird in Italien eingerichtet, wo Italien als Lead System Integrator fungiert und eine Roadmap für zukünftige Programme der italienischen Armee wie das Armoured Infantry Combat System (AICS) sowie das European Main Ground Combat System (MGCS) festgelegt wird.
Leonardo wird in diesem Rahmen Systeme, Elektronik und die Waffenintegration für die militärischen Fahrzeugtypen entwickeln, während Rheinmetall sein know-how in die MBT Panther KF51 und die neue IFV Lynx Technologie einbringt. Das Joint Venture hat das Potenzial, eine bedeutende Rolle in der italienischen Verteidigungsindustrie zu spielen, insbesondere in Hinsicht auf einen gemeinsamen Auftrag über 20 Milliarden Euro für 350 Einheiten IFV Lynx und 200 Einheiten MBT Panther KF51. Der Beschaffungsentscheid für den MBT Panther wird zudem die Pläne für den Erwerb von 132 Einheiten des MBT Leopard 2A8IT beeinflussen.
Urso kündigte auch an, dass die italienische Regierung Maßnahmen zur Gewährleistung einer sicheren, verschlüsselten Kommunikation zwischen Regierung, Diplomaten und Verteidigungsbeamten in Krisengebieten ergreifen will. Zudem führt Rom Gespräche mit dem Satellitenkonzern Eutelsat’s OneWeb, um einen inländischen Satellitendienst zu entwickeln, als Teil der Bemühungen, die nationale Sicherheit zu stärken. Die nationale Raumfahrtbehörde steht kurz vor dem Abschluss einer Machbarkeitsstudie für den Bau von Satelliten in niedriger Umlaufbahn.
