
Viktorija Martsenko, 41 Jahre alt, lebt seit drei Jahren von ihrem Mann getrennt in Dresden. Die Ukrainerin hat zwei Kinder: Jan (10) und Diana (6). Aktuell geht es ihr schlecht, sodass sie Hilfe benötigt. Martsenko äußert, sie habe wenig Hoffnung auf Frieden in der Ukraine und sei überzeugt, dass Russland die Angriffe fortsetzen wird. Eine Umfrage zeigt, dass 87% der Ukrainer diesen Einschätzungen zustimmen.
In wenigen Tagen plant Martsenko, mit ihren Kindern nach Kiew zurückzukehren, da ihr Mietvertrag in Dresden endet und die Familie die Trennung nicht mehr aushält. Ihr Sohn Jan hatte anfangs eine positive Eingewöhnung in Dresden, zeigt jedoch mittlerweile Anzeichen von Lustlosigkeit und wird in der Schule gemobbt. Diana hat sich in der neuen Umgebung gut entwickelt, hat aber Angst vor Feuerwerk. Beide Kinder vermissen ihren Vater, der in Kiew bleibt.
Herausforderungen der Rückkehr
Die Familie hat bereits dreimal versucht, nach Kiew zurückzukehren, jedoch hielt sie die Nähe zu militärischen Aktivitäten und den damit verbundenen Gefahren zurück. Martsenko fühlt sich erschöpft und einsam, da sie Arbeit und Kindererziehung alleine bewältigen muss. Sie äußert die Hoffnung, dass Europa neue Rüstungsanstrengungen unternimmt. Auch über eine Auswanderung hat sie nachgedacht, diesen Plan jedoch vorerst aufgegeben und ihre Kinder vorsorglich in Dresdner Schulen angemeldet, falls eine Rückkehr notwendig werden sollte.
Währenddessen versucht die ukrainische Regierung, wehrpflichtige Männer zur Rückkehr aus Deutschland zu bewegen, da die ukrainische Armee einen dringenden Bedarf an Soldaten für verschiedene Bereiche hat, einschließlich Front, Ausbildung, Versorgung und Sanitätsdienst. Oleksij Beschewets, Rekrutierer im ukrainischen Verteidigungsministerium, betont, dass das Vertrauen in die Armee wiederhergestellt werden muss.
Mitte April 2024 beschloss das ukrainische Parlament, dass in Auslandsvertretungen keine Pässe mehr an männliche Ukrainer im Alter von 18 bis 60 Jahren ausgegeben werden. Dienstpflichtige Männer mit ablaufenden Pässen müssen in die Ukraine zurückkehren, um gemustert und einberufen zu werden. Kriegsdienstverweigerer-Organisationen fordern von der Bundesregierung, Ersatzpapiere auszustellen, um die Rückkehr zu vermeiden, während die Bundesregierung vor einem Dilemma steht: Einerseits soll der Schutz von in Deutschland lebenden Flüchtlingen gewahrt werden, andererseits gibt es Druck, die ukrainische Armee zu unterstützen.
Marcus Faber von der FDP erklärt, dass die Mobilisierung der Wehrpflichtigen in der Verantwortung der Ukraine liege, während Deborah Düring von den Grünen die Ausschüttung von Ersatzdokumenten für ukrainische Wehrpflichtige fordert, um deren Recht auf Dienstverweigerung zu wahren. Forderungen zur Rückkehr der ukrainischen Wehrpflichtigen kommen vor allem von der CDU, die auch Vorschläge zur Aussetzung des Bürgergeldes für Betroffene unterbreiten.
Die Situation bleibt angespannt, nicht nur für die Familie Martsenko, sondern für viele Ukrainer in ähnlicher Lage. Die ukrainische Armee und die Politik versuchen, dem bestehenden Druck entgegenzuwirken und gleichzeitig die notwendige Unterstützung für die Rückkehrer zu gewährleisten.