
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind weiterhin besorgniserregend. Eine Langzeitstudie mit dem Titel „Corona und Psyche“ (Copsy) zeigt, dass Ängste und Depressionen mittlerweile um 5 % höher sind als vor der Pandemie. Während der Pandemie mussten viele Schüler vom regulären Unterricht auf Online-Formate umsteigen, was zu einem drastischen Rückgang des sozialen Miteinanders führte. Nora Wanner, Mental Health Coach und Gesundheitspsychologin an der Stadtteilschule Bergedorf in Hamburg, berichtet von einem Anstieg des Leistungsdrucks und Schulstresses unter den Schülern.
Die Studie beleuchtet auch, dass die Konzentrationsfähigkeit der Kinder nachgelassen hat und viele Schwierigkeiten haben, längere Zeit fokussiert zu bleiben. Während des Homeschoolings verloren zahlreiche Lerninhalte an Bedeutung, was zu signifikanten Lernlücken führte. Der Befragung im Rahmen der Copsy-Studie, an der 2.800 Familien, darunter 1.000 Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren teilnahmen, zufolge haben vor allem Kinder aus sozial schwächeren Verhältnissen und Familien mit Migrationshintergrund vermehrt psychische und psychosomatische Auffälligkeiten gezeigt. Besonders belastet sind Kinder, wenn die Eltern nicht zu Hause sind oder wenn die technische Ausstattung fehlt.
Wachsende Belastungen und Unterstützungsbedarf
Die Copsy-Studie ergab, dass 27 % der Kinder und 37 % der Eltern von häufigeren Streitigkeiten seit der Pandemie berichteten. Die Forscher fordern eine verstärkte Unterstützung für Familien in Krisenzeiten. Der Studie zufolge leidet weiterhin rund ein Viertel der Kinder und Jugendlichen an den psychischen Folgen der Pandemie. Um den betroffenen Schülern zu helfen, wurde ein Pilotprojekt mit dem Namen „Mental Health Coach“ ins Leben gerufen, das bundesweit an Schulen umgesetzt wird. Derzeit sind 106 Mental Health Coaches aktiv, um Kinder und Jugendliche zu unterstützen.
Die Copsy-Studie wird von der Forschungsabteilung Child Public Health am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf unter der Leitung von Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer und Dr. Anne Kaman durchgeführt und hat das Ziel, Einflussfaktoren auf die psychische Gesundheit in Krisenzeiten zu identifizieren. Diese Ergebnisse sind von großer Bedeutung, da sie helfen sollen, Präventions- und Interventionsansätze zu entwickeln. Die erste bundesweite Befragung fand zwischen Mai und Juni 2020 statt und befragte über 1.000 Kinder und Jugendliche sowie 1.500 Eltern.
Die Ergebnisse der Copsy-Studie sind in verschiedenen wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht worden, und ihre Relevanz wird auch in den Medien diskutiert, wie [ZDF](https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/gesundheit/corona-folgen-kinder-psychische-gesundheit-schule-100.html) und [Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf](https://www.uke.de/kliniken-institute/kliniken/kinder-und-jugendpsychiatrie-psychotherapie-und-psychosomatik/forschung/arbeitsgruppen/child-public-health/forschung/copsy-studie.html) berichten.