
In einem besorgniserregenden Trend wird Europa zunehmend von Kokain überschwemmt, wobei Spanien als Drehscheibe agiert. Laut Radio Herford wurden spanische Ermittler kürzlich bei einer Durchsuchung des Hauses eines Polizeichefs in Alcalá de Henares über 20 Millionen Euro gefunden, die mutmaßlich aus Drogendeals stammen. Diese Entdeckung hebt die brisante Verbindung zwischen Drogenhandel und lokaler Verwaltung hervor.
Im Hafen von Algeciras wurde zudem mit 13 Tonnen die größte Menge Kokain in Spanien beschlagnahmt, die jemals auf einmal sichergestellt wurde. Joan Ramón Villalbí, Regierungsbeauftragter für den Nationalen Drogenplan, warnte, dass Europa über Spanien mit Kokain überschwemmt wird. Die beschlagnahmte Kokainmenge in Spanien hat sich im Jahr 2023 mit 118 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr (59 Tonnen) mehr als verdoppelt. Diese alarmierenden Zahlen zeigen, dass der Drogenhandel in den letzten fünf Jahren exponentiell gewachsen ist, nachdem 2018 nur 37 Tonnen beschlagnahmt wurden.
Kokain und organisierte Kriminalität in Europa
Europol berichtete, dass 73 Tonnen Kokain, die von Ecuador nach Deutschland und Spanien geschmuggelt werden sollten, sichergestellt wurden. Die Situation ist jedoch nicht auf Spanien beschränkt; auch Frankreich und Portugal verzeichnen ähnliche Anstiege bei den Kokainbeschlagnahmungen. In Le Havre wurden in den letzten Jahren erhebliche Mengen beschlagnahmt, darunter 3,6 Tonnen im Jahr 2018 und über 10 Tonnen in den Jahren 2019 und 2020. Der Zoll in Dunkerque entdeckte kürzlich knapp 10 Tonnen Kokain im Wert von 660 Millionen Euro.
Die Drogenproduktion in Lateinamerika hat ein Rekordniveau erreicht, und die Drogenhändler nutzen zunehmend moderne Methoden, um Kokain zu schmuggeln, wie Schnellboote und selbstgebaute U-Boote. Die sogenannte „Drop-Off-Methode“, bei der Drogenpakete von Frachtschiffen ins Wasser geworfen werden, ermöglicht es kleineren Booten, die Pakete zu sammeln. Der Preis für ein Kilo Kokain ist mittlerweile auf 16.000 Euro gesunken, was nur noch halb so viel wie vor zwei Jahren ist.
In Deutschland stieg der Anteil der 18- bis 59-Jährigen, die jährlich Kokain konsumieren, von 0,6 % im Jahr 2015 auf 1,6 % im Jahr 2021. Gleichzeitig wird in Spanien eine Zunahme der Gewalt durch Drogenkriminalität registriert, einschließlich Entführungen und Schießereien. Rosa Ana Morán, die Antidrogenstaatsanwältin, warnte vor dem Verlust des Respekts vor der Autorität und der zunehmenden Aggressivität der Drogenbanden.
Neue Akteure im Drogenhandel, darunter Gruppen aus dem Balkan und die niederländisch-marokkanische „Mocro-Mafia“, agieren aggressiver und investieren große Summen in das Geschäft. Die Politik in Spanien und den Niederlanden zeigt sich alarmiert und plant Maßnahmen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Spaniens Innenminister kündigte eine Verstärkung des Kampfes gegen den Drogenhandel an, räumte jedoch ein, dass der Schmuggel von Kokain nur schwer zu verhindern sei.
Parallel dazu erwartet das Bundeskriminalamt (BKA) rückläufige Sicherstellungszahlen in deutschen Seehäfen wie Hamburg, Rotterdam und Antwerpen, wie Tagesschau berichtet. Im ersten Halbjahr 2024 meldeten Belgien und die Niederlande bereits signifikante Rückgänge bei den Kokainbeschlagnahmungen. Die Abnahme in den Sicherheitszahlen ist jedoch nicht auf einen Rückgang des Drogenschmuggels aus Südamerika zurückzuführen, sondern auf neue Methoden der organisierten Kriminalität.
Diese neuen Methoden schließen das chemische Umwandeln von Kokain vor der Verschiffung ein, um eine Entdeckung zu erschweren. Die Täter nutzen unter anderem Drop-Offs, wobei Kokain vor der Küste abgeworfen und von Fischerbooten eingesammelt wird. Es wird vermutet, dass die Kartelle auch Rohstoffe nach Europa liefern und diese dort zu Kokain verarbeiten, um dem Verfolgungsdruck in Südamerika zu entkommen. Diese Entwicklungen verdeutlichen die Herausforderungen, denen sich die Behörden im Kampf gegen den Drogenhandel gegenübersehen.