
Der Kartoffelproduzent Grocholl in Kalbe (Milde) wird am kommenden Freitag seine Tore schließen. Dies betrifft etwa 50 Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze am Standort Uelzen angeboten werden. Der Mutterkonzern Heilmann begründet die Schließung mit stark gestiegenen Kosten, höheren Löhnen und Inflation, die das Geschäft als unrentabel erscheinen lassen. Grocholl war seit der Wende in der Altmark tätig und hatte sich auf das Schälen, Schneiden und Vorbereiten von Kartoffeln für den Weiterverkauf spezialisiert. Der Standort in Kalbe wurde kurz nach der Wende übernommen und hat bereits eine langjährige Geschichte.
Ein weiterer Faktor, der die Entscheidung beeinflusst hat, ist die Schließung des Stammwerks in Clenze vor drei Jahren. Grocholl gehört seit sechs Jahren zur Unternehmensgruppe Heilmann. Den Angestellten in Kalbe wird keine Kündigung ausgesprochen, da ihnen die Möglichkeit geboten wird, gleichwertige Arbeit in Uelzen zu übernehmen. Dennoch bleibt unklar, was mit dem Standort in Kalbe geschehen wird.
Kritische Wirtschaftslage in Deutschland
Die Wirtschaftslage in Deutschland bleibt weiterhin angespannt. Laut einer Umfrage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zeigt sich große Besorgnis unter den Unternehmen. Michael Hüther, Direktor des IW, beschreibt die derzeitige Krise als vielschichtig. Von 49 befragten Wirtschaftsverbänden bewerten 31 die Lage als schlechter als im Vorjahr. 20 Verbände erwarten Produktionsrückgänge, während 13 mit stabilen Zahlen und 16 mit Steigerungen rechnen.
Das Jahr 2024 war geprägt von Firmeninsolvenzen und Stellenabbau, wobei 22.000 Unternehmen Insolvenz anmeldeten. Für 2025 wird ein zaghafter Anstieg von 0,1 % Wachstum prognostiziert. Besonders betroffen sind die Bauwirtschaft, die Automobilindustrie, der Maschinenbau sowie die Eisen- und Stahlproduktion, während es in der Speditionsbranche und der Pharmaindustrie bessere Aussichten gibt. Auch geopolitische Spannungen und der anhaltende Krieg in der Ukraine belasten die Wirtschaft erheblich.
Die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen führen zu einer hohen Sparneigung der privaten Haushalte aufgrund von Zukunftssorgen. Reformvorschläge zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation umfassen u.a. mehr Transparenz im Rentensystem und eine Erhöhung des Renteneintrittsalters. Überbordende Bürokratie wird als ernstzunehmendes Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung identifiziert.