
Alice Weidel, ehemalige Vorsitzende der AfD und derzeitige Fraktionschefin, wurde am 6. Februar 1979 in Gütersloh geboren. Sie ist das jüngste von drei Kindern aus einer Familie, in der ihr Vater Gerhard Weidel als Wirtschaftsingenieur und Handelsvertreter tätig war. Ihre schulische Laufbahn schloss sie 1998 am Christophorus-Gymnasium in Versmold mit dem Abitur ab, in das sie in der Abizeitschrift als „äußerst durchsetzungsfähig“, aber auch „manchmal schwach“ beschrieben wurde.
Nach dem Abitur studierte Weidel Wirtschaftswissenschaften an der Universität Bayreuth, wo sie 2004 als eine der Jahrgangsbesten mit einer Arbeit über Banken in der Corporate Governance in China abschloss. Ihre akademische Laufbahn setzte sie mit einer Promotion fort, die sie 2011 „magna cum laude“ über das chinesische Rentensystem verteidigte. Hierbei dankte sie Prof. Dr. Martin Leschke, der später die Anekdote über Fieber bestritt. Während ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete Weidel unter anderem als Analystin bei Goldman Sachs und als freiberufliche Unternehmensberaterin.
Politische Karriere
Alice Weidel trat im Oktober 2013 in die AfD ein und stieg schnell auf. 2015 wurde sie in den Bundesvorstand gewählt und kandidierte 2017 als Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl. Die AfD erzielte 12,6 Prozent der Zweitstimmen, und Weidel zog über die Landesliste Baden-Württemberg in den Bundestag ein. Ihre politischen Positionen sind geprägt von wirtschaftsliberalen Ansichten, die unter anderem Steuersenkungen und den Abbau staatlicher Eingriffe fordern. In der Migrationspolitik propagiert sie drastische Begrenzungen der Zuwanderung und konsequente Abschiebungen.
Weidel hat sich über die Jahre auch kritisch zur Europäischen Union geäußert und plädiert für eine Rückkehr zu nationalen Währungen sowie eine Stärkung nationaler Souveränität. Außerdem vertritt sie traditionelle Familienstrukturen und führt seit 2007 eine gleichgeschlechtliche eingetragene Partnerschaft mit Sarah Bossard, mit der sie zwei Kinder hat.
Kritik und Kontroversen
Obwohl Weidel in ihrer politischen Agenda Widersprüche mit ihrem Privatleben aufweist, hat dies ihrer Karriere nicht geschadet. 2022 wurde sie zusammen mit Tino Chrupalla zur Fraktionsvorsitzenden gewählt. Sie weist Vorwürfe rechtsextremer Positionen zurück und kritisiert Maßnahmen gegen Rechtsextremismus als Angriffe auf die Meinungsfreiheit. In der Vergangenheit verteidigte sie jedoch rechtsextreme Begriffe wie „Remigration“ und hatte Kontakte zu rechtsextremen Netzwerken. 2017 setzte sie sich für ein Parteiausschlussverfahren gegen Björn Höcke ein, was sie heute als Fehler betrachtet.
Bei der Bundestagswahl 2025 trat sie erneut als AfD-Kanzlerkandidatin an und erzielte 20,8 Prozent der Zweitstimmen, was die AfD zur zweitstärksten Kraft im Bundestag machte. Weidel hat sich in der Vergangenheit auch kritisch über die Asylpolitik der Bundesregierung geäußert und lehnt unter anderem die Krankenversicherung für Asylbewerber ab.
Ihre Dissertation wurde 2023 wegen Plagiatsvorwürfen untersucht, jedoch wurde kein schuldhaftes Fehlverhalten festgestellt. Weidel wurde zudem in den Medien wegen einer angeblichen Bedrohung und der Absage eines Wahlkampfauftritts thematisiert.