
Am Landgericht Schwerin wird am Freitag das Urteil im Prozess um die Pleite des Holzpellet-Herstellers German Pellets erwartet. Angeklagt ist der 68-jährige ehemalige Geschäftsführer aus Flieden (Fulda), dem Insolvenzverschleppung, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen werden.
German Pellets meldete im Februar 2016 Insolvenz an und war zu diesem Zeitpunkt der größte Pellet-Hersteller Europas. Die Pleite führte zu einem massiven finanziellen Verlust für etwa 17.000 Anleger, die insgesamt rund 260 Millionen Euro verloren. Diese hatten kurz vor der Insolvenz hohe Beträge investiert, da sie das Unternehmen für nachhaltig hielten.
Details zum Verfahrensverlauf
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Angeklagte von der Zahlungsunfähigkeit seines Unternehmens wusste und diese verschleiert hat. Ursprünglich wurde angenommen, dass die Zahlungsunfähigkeit bereits am 15. März 2015 eintrat, das Gericht datierte sie jedoch auf den 15. November 2015. Infolge dieser Neudatierung fielen 97 Prozent der ursprünglich formulierten Vorwürfe weg, während sich die Schadenssumme von 77,3 Millionen auf 2,5 Millionen Euro reduzierte.
Der Angeklagte legte ein Teilgeständnis ab und gab zu, dass er die Insolvenz verschleiert und Kapitalverluste billigend in Kauf genommen hat. Die Staatsanwaltschaft hat eine Gesamtfreiheitsstrafe von zwei Jahren auf Bewährung beantragt, während die Verteidigung keinen konkreten Antrag formuliert hat.
Der Prozess zieht sich bereits über mehr als zwei Jahre mit über 40 Verhandlungstagen, in denen Zeugen und Sachverständige gehört wurden. Die Anklage wirft dem ehemaligen Geschäftsführer vor, Anleger und Geschäftspartner im Jahr 2015 über die finanzielle Lage des Unternehmens getäuscht zu haben. Um den Expansionskurs des Unternehmens zu finanzieren, wurden hoch verzinste Genussscheine ausgegeben.
German Pellets gilt als ehemaliger Weltmarktführer im Bereich Holzpellets für Heizungen und plante, ein Kohlekraftwerk in Belgien auf Holzpellets umzurüsten. Der Pelletwerk im Wismarer Holzhafen wird seit 2016 von einem neuen Eigentümer betrieben, der etwa 60 Mitarbeiter beschäftigt. Trotz der Rückverkäufe von Vermögenswerten in Höhe von 45 Millionen Euro, wovon 36 Millionen an Banken gingen, sind die Gesamtforderungen im Insolvenzverfahren auf 427 Millionen Euro angewachsen, und dieses Verfahren ist noch nicht abgeschlossen.