
Die Staatsanwaltschaft Verden hat Ermittlungen gegen einen Kioskbetreiber aus Nienburg aufgenommen, nachdem bei einer Kontrolle am 12. März 2025 in einem Kiosk an der Celler Straße 70 illegale Pouches-Packungen sichergestellt wurden. Diese Pouches sind in Deutschland nicht zum Verkauf zugelassen und enthalten nikotinhaltige Substanzen, die als gesundheitsgefährdend gelten.
Der Nikotingehalt dieser Pouches variiert zwischen 10 und 43 Milligramm, was dem Konsum von bis zu 47 Zigaretten in nur 20 Minuten entspricht. Eine Bestätigung der Gesundheitsgefährdung durch den Landkreis unterstreicht die Dringlichkeit des Falls: Die Pouches überschreiten den kritischen akzeptablen Tagesdosiswert (ARfD) der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) um das 178- bis 767-fache. Zudem fallen die Pouches nicht unter das Tabakgesetz und werden als Lebensmittel eingestuft, benötigen jedoch eine Zulassung, die nicht vorhanden ist.
Geplante Kontrollen und rechtliche Einordnung
Aufgrund der Feststellungen plant der Landkreis Nienburg, weitere spezielle Kontrollen durchzuführen. Der Verkauf solcher Pouches ist in Deutschland streng verboten, und die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind noch im Gange.
Die steigende Beliebtheit von Nikotin-Pouches in Deutschland wurde zuletzt auch durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft thematisiert. Laut einer Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) aus dem Jahr 2022 können Nikotinbeutel das gesundheitliche Risiko im Vergleich zum Rauchen verringern, da sie keine schädlichen Verbrennungsprodukte erzeugen. Dennoch bleibt Nikotin eine stark suchterzeugende Substanz, die insbesondere für Nichtraucher, Schwangere und Jugendliche ein Gesundheitsrisiko darstellt.
Das BfR hat Empfehlungen ausgesprochen, wie etwa die Regulierung von Nikotinbeuteln durch Obergrenzen für den Nikotingehalt und verbesserte Kennzeichnungspflichten. Organisationen wie das Aktionsbündnis Nichtrauchen e.V. und der Ärztliche Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e.V. warnen vor den Gesundheitsrisiken von Nikotinbeuteln und fordern strikte Maßnahmen zum Schutz – sie lehnen eine Liberalisierung der Produkte ab. Auch der Bundesverband der Tabakwirtschaft und neuartiger Erzeugnisse sieht Bedarf für klare gesetzliche Rahmenbedingungen und eine Einordnung von Nikotin-Pouches ins Tabakerzeugnisgesetz. Aktuell sind zwar keine speziellen Regelungen geplant, jedoch wird auf europäischer Ebene über mögliche Regelungen nachgedacht.