
Die Diskussion über die Lärmbelastung rund um den Hamburger Flughafen erreicht einen neuen Höhepunkt. Fünf Initiativen, darunter der Umweltverband BIG Fluglärm, haben ihren Austritt aus der „Allianz für den Fluglärmschutz“ erklärt. Diese Allianz wurde vor zehn Jahren gegründet, um Fluglärm für die Anwohner zu reduzieren. Zu den Mitgliedern zählen Bürgerinitiativen sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und des Flughafens.
Der Austritt der Initiativen wurde damit begründet, dass die Allianz als strukturell zu schwach für wirksame Veränderungen angesehen wird. Martin Mosel, der Vorsitzende von BIG Fluglärm, kritisiert insbesondere die mangelnden Maßnahmen trotz der gesundheitlichen Belastungen durch den Lärm. Besondere Kritik kam zudem an verspäteten Nachtflügen, bei denen Flugzeuge nach 23 Uhr landen. Die Hamburger Linksfraktion hat die Initiativen in ihrem Vorhaben unterstützt. Der umweltpolitische Sprecher Stephan Jersch äußerte, dass die Allianz von SPD und Grünen als „Beruhigungspille“ genutzt wird.
Reaktionen und aktuelle Entwicklungen
Der Flughafen zeigt sich irritiert über den Austritt der Initiativen. Er bezeichnet die Allianz als ein etabliertes und transparentes Format und kann den Austritt ohne Vorankündigung nicht nachvollziehen. In der kommenden Woche ist ein Treffen der Allianz geplant, um die Ergebnisse der letzten fünf Jahre zu bilanzieren. In Schleswig-Holstein sind Anwohner ebenfalls von Fluglärm betroffen; eine Studie belegt die gesundheitlichen Folgen nächtlicher Flugbewegungen.
Darüber hinaus hat der Umweltverband BIG Fluglärm Hamburg die „Zusammenfassung und Bilanz 2024“ veröffentlicht, die eine Zunahme der Gesundheitsbelastung durch nächtlichen Fluglärm dokumentiert. Im Bericht wird gefordert, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Bevölkerung zu schützen. Im Jahr 2024 wurden am Hamburger Flughafen rund 127.000 Flugbewegungen registriert, was 86 Prozent des Verkehrsniveaus von 2019 entspricht.
Besonders dramatisch ist die Entwicklung der nächtlichen Flugbewegungen: 987 verspätete Flüge zwischen 23 und 24 Uhr bedeuten einen Anstieg um 22 Prozent im Vergleich zu 2023 und um 45 Prozent im Vergleich zu 2019. Zudem gab es 42 genehmigte Ausnahmeflüge nach Mitternacht, was eine Zunahme um 62 Prozent im Vergleich zu 2023 und um 68 Prozent gegenüber 2019 darstellt. Die Fluggesellschaften Eurowings, Marabu und Lufthansa haben die Verspätungsregelung häufig genutzt, was die Gesundheitsbelastung zusätzlich erhöht.
Der Bericht von BIG Fluglärm zeigt, dass die Lärmwerte über den Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegen und erhebliche Gesundheitsrisiken wie Schlafstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit sich bringen. BIG Fluglärm fordert unter anderem die sofortige Verschärfung der Verspätungsregelungen, die Abschaffung pauschaler Ausnahmegenehmigungen sowie gesetzliche Anpassungen im Luftverkehrsrecht, um die Gesundheit der Anwohner zu schützen.