
Am Karfreitag, den 18. April 2025, fand in Lübeck der ökumenische Kreuzweg unter dem Motto „Angst in der Welt – Haltung üben!“ statt. Rund 400 Gläubige folgten dem traditionellen Weg, der von der St. Jakobikirche zum Jerusalemsberg führte und fünf Stationen umfasste, an denen kurze Ansprachen gehalten wurden, die das Leiden und Sterben Jesu thematisierten. Bischöfin Kirsten Fehrs, die im Nordkirchensprengel Hamburg und Lübeck tätig ist, zog besonders die Figuren Maria und Pontius Pilatus heran, um die Spannungen zwischen Liebe und Tyrannei zu beleuchten.
Fehrs wies darauf hin, dass die Nachfolge Jesu bedeutet, Haltung zu zeigen, und dass Jesu Leiden unter Pilatus als Mahnmal für bedrohte Menschenrechte und Demokratie dient. Zu den drängenden Themen gehörten auch die Sorgen über einen rechten und rechtsextremen Block im Bundestag, der Hass verbreite. Erzbischof Dr. Stefan Heße ergänzte die Ansprache mit einem eindrucksvollen Bild eines palästinensischen Jungen, der im Gaza-Krieg beide Arme verloren hat und nun auf Prothesen wartet. Heße betonte, dass das Tragen eines großen Kreuzes durch Jesus auch Hoffnung spende.
Der Lübecker Kreuzweg: Eine Tradition seit dem 15. Jahrhundert
Der Lübecker Kreuzweg gilt als der älteste Kreuzweg Deutschlands, der im 15. Jahrhundert aus dem Vermögen des Lübecker Kaufmanns Hinrich Konstin erbaut wurde. Die jährliche Veranstaltung erlebte 1994 eine Wiederbelebung und findet seit 2002 ökumenisch statt. Im Jahr 2023, als das Motto „Bedrohung. Mut. Friede.“ gewählt wurde, nahm auch Irina Tybink, die Hamburger Generalkonsulin der Ukraine, an der Zeremonie teil. Die Ansprachen an den verschiedenen Stationen thematisierten den Ukraine-Krieg, während Björn Engholm, der ehemalige Ministerpräsident, kriegsähnliche Reden kritisierte und Frieden anmahnte. Der Weg von der Jakobi-Kirche zum Jerusalemsberg erstreckt sich über 1.650 Meter und entspricht somit der „Via dolorosa“ in Jerusalem, während der Hügel am Jerusalemsberg, der 1813 teilweise abgetragen wurde, von 17 Eichen umrahmt wird.
Die Veranstaltung zieht jährlich zahlreiche Teilnehmer an und beleuchtet die spirituellen und gesellschaftlichen Themen der Zeit. Weitere Informationen über den Kreuzweg können auf den Webseiten von Nordkirche und HL-live nachgelesen werden: [Nordkirche](https://www.nordkirche.de/nachrichten/nachrichten-detail/nachricht/bischoefin-fehrs-und-erzbischof-hesse-bei-luebecker-kreuzweg) und [HL-live](https://www.hl-live.de/text.php?id=157842).