
Am 19. April 1975 formierten sich in Schweinfurt mehr als 10.000 Menschen zu einer Kundgebung gegen den Bau des Atomkraftwerks Grafenrheinfeld. Der Protest richtete sich gegen das laufende Verfahren zum Baustopp vor dem Verwaltungsgericht und wurde von einer breiten Bürgerschaft, darunter Gewerkschaftsmitglieder und Landwirte, unterstützt. Oberbürgermeister Kurt Petzold (SPD) sowie der FDP-Stadtrat Karl Riederer führten den Protestzug an. Offizielle Vertreter beider großer Kirchen nahmen ebenfalls an der Veranstaltung teil.
Die Demonstration fand zu einem Zeitpunkt statt, als der Bau der Kühltürme des Atomkraftwerks bereits drei Monate zuvor begonnen hatte. Die Proteste gegen den AKW-Bau, die 1972 mit dem Kauf der Grundstücke eingeleitet wurden, hatten sich in der Region zunehmend verschärft. Trotz der enormen Beteiligung lehnte das Verwaltungsgericht Würzburg drei Tage vor der Staatsregierungssitzung einen Antrag auf Baustopp ab, was zu einem Rückgang der Proteste führte.
Historischer Hintergrund des AKW Grafenrheinfeld
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld (KKG) wurde von 1982 bis 2015 betrieben und befindet sich südlich von Schweinfurt am linken Mainufer. Der Baubeginn erfolgte 1974 durch die Bayernwerk AG, und das Werk ging im Dezember 1981 in Betrieb. Es handelte sich um einen Druckwasserreaktor der dritten Generation mit einer Bruttoleistung von 1345 Megawatt.
Die durchschnittliche jährliche Stromproduktion lag bei über 10 Milliarden Kilowattstunden. Der Rückbau des AKWs begann 2018, nachdem es am 27. Juni 2015 stillgelegt worden war. Die Sprengung der Kühltürme ist für den 16. August 2024 geplant, und der gesamte Rückbau soll voraussichtlich bis 2035 abgeschlossen sein, wie [Wikipedia](https://de.wikipedia.org/wiki/Kernkraftwerk_Grafenrheinfeld) berichtet. Während seiner Betriebszeit gab es 222 meldepflichtige Ereignisse, die meist unterhalb der niedrigsten INES-Stufe eingestuft wurden.