
In Göttingen steht der Wohnkomplex an der Groner Landstraße 9 im Fokus, nachdem er in einem besorgniserregenden Zustand aufgefallen ist. Berichte dokumentieren einen hohen Leerstand, marode Wohnungen, kaputte Aufzüge und Müllansammlungen, darunter auch Autowracks. Die Suche nach einem Investor für die insolvente Gänseliesel Wohn GmbH, die das Gebäude verwaltet, gestaltet sich schwierig und zielt darauf ab, die Wohnverhältnisse der Bewohner zu verbessern. Die Insolvenzverwalterin Manuela Pietzsch hat bereits Gespräche mit Interessenten geführt, aber nach dreiviertel Jahr blieb ein Verkauf bisher aus, wie das Göttinger Tageblatt berichtet.
Die Stadt Göttingen beteiligte sich aktiv an der Investorensuche und milderte einige der negativen Auswirkungen auf die Anwohner. Dennoch wird nur etwa ein Drittel der 430 Appartements vermietet, während die Raiffeisenbank im Hochtaunus als Hauptgläubigerin im Insolvenzverfahren agiert und sich zu Anfragen wegen Bankgeheimnis nicht äußert. Beschwerden über eine mangelhafte Teilnahme an der Investorensuche wurden bei der Finanzaufsicht Bafin eingereicht. Außerdem wird kritisiert, dass mögliche Sanierungspläne abgelehnt wurden, die eine Insolvenz hätten verhindern können. Laut den aktuellen Informationen sind Kaufangebote zwischen 2 und 3 Millionen Euro eingegangen.
Schlechte Lebensverhältnisse der Bewohner
Die Lebensverhältnisse der Bewohner des Komplexes sind besorgniserregend. Trotz der Vereinnahmung von Mieten und Nebenkosten werden keine Hausgeldzahlungen an die Wohnungseigentümergemeinschaft geleistet, was die Versorgung mit Wasser, Fernwärme und Strom gefährdet. Die Oberbürgermeisterin von Göttingen, Petra Broistedt, hat betont, dass die Eigentümer Verantwortung tragen und Druck ausüben werden, um die Situation zu verbessern. Zudem hat die Stadt sowohl soziale Hilfen als auch Unterstützung bei der Wohnungssuche für die betroffenen Bewohner angeboten.
Die Stadt hat auch Maßnahmen ergriffen, um die hygienischen Bedingungen zu überprüfen, während Feuerwehr, Ordnungs- und Gesundheitsämter Brandschutz, Hygiene sowie Schädlingsbefall untersuchen. Vorläufig wurden bereits 35 Tonnen Sperrmüll im April 2024 abgeholt, um die Zustände zu verbessern. Angesicht der anhaltenden Probleme, bei denen einige Bewohner Müll aus Fenstern werfen, sieht die Stadt sich gezwungen, die Eigentümergemeinschaft zur sofortigen Müllbeseitigung und zur Instandsetzung defekter Aufzüge aufzufordern.
Das vorläufige Insolvenzverfahren besteht seit September 2023 und wird von der Stadt unterstützt, die allerdings keinen Einfluss auf die Planung hat. Ein Gutachten zur Bestimmung des Verkehrswerts der Wohnungen wurde ebenfalls in Auftrag gegeben. Die Oberbürgermeisterin kritisiert die lange Dauer des Verfahrens und fordert eine zeitnahe Eröffnung des Insolvenzverfahrens, da sich der Zustand des Gebäudes zunehmend verschlechtert.