
Am 2. Mai 2015 verschwand die damals fünfjährige Inga Gehricke während eines Familienausflugs in Stendal, Sachsen-Anhalt. Der Fall sorgte für landesweites Aufsehen und wurde in den Folgejahren von den Ermittlungsbehörden intensiv verfolgt. Eine neue Auswertung der Ermittlungsakten lässt nun aufhorchen. Laut einem TV-Team und Digitalforensiker Prof. Dirk Labudde, der sich mit den 40.000 Seiten der Akten beschäftigte, könnte Inga bereits vor ihrem Verschwinden mit einem potentiellen Entführer in Kontakt gewesen sein.
Labudde interpretiert Zeugenaussagen dahingehend, dass Inga während des Tages unauffällig und ruhig war. Dies könnte einen Hinweis auf einen ersten Kontakt mit dem Kidnapper darstellen. Es wird spekuliert, dass das Kind möglicherweise anfänglich einer Verlockung widerstand, aber später bereit war, mitzugehen. Trotz der intensiven Suchmaßnahmen in der Umgebung des Wilhelmshofs, der Einrichtung der Diakonie am Waldrand, bleibt das Schicksal von Inga ungewiss. Die Suchtrupps durchsuchten die Gegend mehrfach, wobei Labudde Bedenken äußert, dass möglicherweise Beweise eines Verbrechens durch die Suchoperationen verwischt wurden.
Ermittlungen und Suchaktionen
Der Fall wurde am 7. Mai 2015 von der Polizei intensiv untersucht, als die erste Annahme geäußert wurde, dass ein Verbrechen „wahrscheinlich“ sei. Eine Woche nach Ingas Verschwinden reisten ihre Eltern nach Tagen voller Angst aus Wilhelmshof ab. Am 12. Mai 2015 ernannte die Polizeiinspektion Sachsen-Anhalt Nord Kriminaldirektor Holger Herrmann zum Leiter der Ermittlungsgruppe „Wald“. Herrmann, ein erfahrener Kriminalist, wechselte später an die Polizeischule nach Aschersleben.
Am 14. Mai 2015 wurde die Hamburger Initiative „Vermisste Kinder“ aktiv und druckte 3.250 Suchplakate für Inga, die von der Polizei verteilt wurden. In 19 Großstädten kamen 297 Infoscreens zum Einsatz, und für die Region Stendal wurden 20 Großplakate in Auftrag gegeben. Am 20. Mai 2015 wurde der Fall in der ZDF-Sendung „XY … ungelöst“ vorgestellt, was zu erhöhter Aufmerksamkeit und zahlreichen Hinweisen führte, jedoch ohne einen entscheidenden Durchbruch zu erzielen.
Der Leiter der Diakonieeinrichtung in Wilhelmshof, Joachim Arnold, äußerte sich am 9. Juni 2015 zur Betroffenheit der Anwohner und betonte, dass täglich für Inga gebetet wird. Medienrummel und Spekulationen um die Suchthilfebereiche wurden ebenfalls angesprochen.
Während Ingas Mutter die Hoffnung, ihr Kind wiederzusehen, nie aufgegeben hat, glaubt sie fest daran, dass Inga noch lebt.