
Die Gedenkveranstaltung zu den Bücherverbrennungen in Neubrandenburg hat am 31. Mai 2023 zahlreiche Zuschauer und Teilnehmer angezogen. Im Rahmen dieser Aktion las Holger Mieth, Stadtvertreter und Lehrer, Passagen aus Felix Saltens „Bambi – Eine Lebensgeschichte aus dem Walde“. Dieser Disney-Klassiker, dessen Buchvorlage 1923 erschien, wurde von den Nationalsozialisten als undeutsch empfunden und 1935 verboten, da es als politische Allegorie zur Behandlung der Juden in Europa galt.
Die Lesung fand am Gedenktag der Bücherverbrennung statt, an dem auch an die Aufenthalte von jüdischen und politisch unerwünschten Autoren gedacht wurde. Am 31. Mai 1933 brannten in Neubrandenburg, wie in vielen deutschen Städten, Bücher von geächteten Schriftstellern auf dem Marktplatz. Diese Aktion wurde vom Förderverein der Regionalbibliothek Neubrandenburg initiiert, der seit 2019 an diese tragischen Ereignisse erinnert. Irina Parlow, die Vorsitzende des Vereins, wies bei der Gedenkfeier auf die damaligen Verbrennungen von Werken namhafter Autoren wie Bertolt Brecht und Karl Marx hin.
Erneuerung des Gedenksteins
Im Zuge der Gedenkveranstaltung wurde auch die Notwendigkeit der Erneuerung eines Gedenksteins angesprochen, der die Erinnerung an die Bücherverbrennung symbolisieren soll. Der bestehende Stein ist beschädigt, weshalb der Förderverein plant, Spenden zu sammeln, um die Rekonstruktion zu finanzieren. Jugendliche, insbesondere von der Evangelischen Schule St. Marien, trugen ebenfalls zur Veranstaltung bei, indem sie aus den verbrannten Werken vorlasen.
Diese Erinnerungen sind nicht nur wichtig für die Aufarbeitung der Vergangenheit, sondern auch für die Sensibilisierung der jüngeren Generation für die Gefahren von Hass und Intoleranz in der Gesellschaft.
Die Bibliotheken, die zum Teil auch private Bestände von Emigranten enthielten, blieben von den Nazibücherverbrennungen unversehrt. Dieses Erbe wird weiterhin durch beeindruckende Sammlungen erhalten, wie die von George Warburg. Der Amerikaner, der in Deutschland aufwuchs, hat über 400 Erstausgaben an das Jüdische Museum Berlin gespendet, ein Schritt, der durch eine Neujahrskarte des Museums inspiriert wurde.