
Die Corona-Pandemie, die Deutschland von 2020 bis 2022 in Atem hielt, forderte rund 190.000 Todesfälle. Während dieser Zeit wurden Schulen geschlossen und Menschen mussten sich isolieren. Alwin Nuber, Chefarzt der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Pneumologie am Sana Klinikum in Biberach, schildert die herausfordernden Erfahrungen aus dieser Zeit. Sein erster Patient wurde am 16. März 2020 aufgenommen, und bereits im April 2020 lag die Zahl der Patienten, die eine Behandlung benötigten, bei 71.
Zu Beginn der Pandemie war das Wissen über das Virus begrenzt, und Impfstoffe waren nicht verfügbar. Die ergriffenen Maßnahmen im Sana Klinikum umfassten tägliche Treffen einer Steuergruppe, um aktuelle Erkenntnisse und operative Herausforderungen zu diskutieren. Der logistische Aufwand für Schutzausrüstung, Masken und Beatmungsgeräte war enorm. Hinzu kam, dass eine zweite Intensivstation eingerichtet werden musste, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden. Behandlungsprotokolle wurden ständig angepasst; beispielsweise wurde die Intubation später vermieden.
Kapazitätsengpässe in einer kritischen Situation
Im Dezember 2020 wurden die ersten Impfungen durchgeführt, jedoch war der Impfstoff anfangs rar. Zu diesem Zeitpunkt mussten im Sana Klinikum 125 Corona-Patienten behandelt werden. Im April 2021 stieg diese Zahl nur geringfügig auf 119, während der Landkreis Biberach am 1. April 2021 bereits 5.936 Coronafälle meldete. In der darauffolgenden zweiten Welle waren viele Patienten ungeimpft. Es zeigte sich, dass die Impfungen das Krankheitsgeschehen signifikant veränderten.
Nuber betont die emotionale Belastung und Erschöpfung des Personals, die durch die steigende Zahl an Patienten verursacht wurde. Im November 2021 waren 139 Corona-Patienten in Behandlung, und im März 2022 stieg diese Zahl auf 143. Der Landkreis meldete am 1. November 2021 insgesamt 11.678 Coronafälle, was am 1. März 2022 auf 44.250 anwuchs. Besonders in der dritten Welle wurde deutlich, dass viele Patienten zwar auf den Normalstationen lagen, jedoch aufgrund der Impfungen weniger Menschen auf Intensivstationen behandelt werden mussten. Hierbei wurde das „Kleeblattprinzip“ aktiviert, um die Bettkapazitäten effizient zu koordinieren.
Ähnliche Herausforderungen wurden in der gesamten Bundesrepublik festgestellt. Im Herbst 2021 mussten Intensivstationen in Deutschland über 4.000 Patienten mit Coronainfektionen versorgen. Besonders betroffen waren Bayern, Thüringen und Sachsen, die Patienten in andere Bundesländer verlegten, weil die Kapazitäten vor Ort nicht ausreichten. Zu dieser Zeit bezeichnete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn die Situation als „Pandemie der Ungeimpften“. Diese Sichtweise wurde jedoch durch ein Kurzprotokoll des Robert-Koch-Instituts relativiert, das darauf hinwies, dass auch die Gesamtbevölkerung zur Überlastung der Intensivstationen beitrug.
Im Zuge der steigenden Infektionszahlen wurden Anfang August 2021 3G-Regeln eingeführt, die den Zugang für Geimpfte, Genesene oder Getestete regelten. Diese Maßnahmen führten zu einem kurzfristigen Anstieg der täglichen Impfungen, jedoch blieb die Impfquote mit 76 Prozent unter den als notwendig erachteten Werten. Ungeimpfte wurden vermehrt aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossen, was zu Unmut und immer mehr Demonstrationen in der Bevölkerung führte. Der Deutsche Ethikrat betonte, dass die 3G-Regeln auch Freiräume für Geimpfte und Genesene schufen, während die Bewertungen dieser Maßnahmen im Rückblick umstritten bleiben.