
Apotheker im Landkreis Northeim haben alarmierende Bedenken hinsichtlich der Gesundheitsversorgung in Deutschland geäußert. Der Rückgang der Apothekenzahl wird auf zunehmend ungünstige wirtschaftliche Rahmenbedingungen zurückgeführt. Jens Tschäpe, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Niedersachsen, betont, dass die Versorgung insbesondere nachts sowie an Sonn- und Feiertagen gefährdet ist. Die Hauptursache für den Rückgang wird in der Unterfinanzierung des Gesundheitssystems, insbesondere der Apotheken, gesehen.
Seit 2004 ist das Apothekenhonorar unverändert, was die wirtschaftliche Lage der Apotheken zusätzlich verschärft. Der Landesapothekerverband Niedersachsen fordert daher politische Maßnahmen zur finanziellen Stärkung der Apotheken. Diese spielen eine wichtige Rolle, indem sie Arztpraxen und Krankenhäuser durch Nacht- und Notdienste entlasten.
Schließungen und Neueröffnungen
Auffallend ist der dramatische Rückgang der Apothekenzahlen in den letzten Jahren. Im Jahr 2010 gab es noch etwa 21.400 Apotheken, während im Jahr 2023 nur noch knapp 17.500 verblieben sind. Allein im Jahr 2023 schlossen 500 Apotheken, während es nur 62 Neueröffnungen gab. Diese Entwicklung steht im Kontrast zur apothekendichten Situation im Landkreis Northeim, welche im bundesweiten Vergleich mit über 23 Apotheken je 100.000 Einwohner jedoch als gut gilt.
Die Webseite tagesschau.de berichtete, dass in Deutschland insgesamt ein signifikanter Rückgang der Apotheken verzeichnet wird. Seit Jahresbeginn 2024 haben bereits 384 Apotheken geschlossen. Ende September 2024 gab es nur noch 17.187 Apotheken in Deutschland, was einem Rückgang von 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch die Zahl der Neueröffnungen verzeichnet einen Rückgang, mit nur 36 neuen Apotheken in den ersten drei Quartalen 2024, verglichen mit 48 im Jahr 2023.
Die Gründe für das Phänomen des Apothekensterbens sind vielfältig: steigende Personal- und Sachkosten, Lieferengpässe sowie ein akuter Fachkräftemangel. Viele Pharmazeuten entscheiden sich mittlerweile für Karrieren in der Industrie oder in Krankenhäusern. Die ABDA fordert ebenfalls politische Maßnahmen zur Verbesserung der Apothekenversorgung, während die Präsidentin Gabriele Regina Overwiening die geplante Apothekenreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kritisiert.
Die Situation hat auch in sozialen Medien für Aufsehen gesorgt, insbesondere durch die Werbung des TV-Moderators Günther Jauch für eine Online-Apotheke, die von Apothekern als Bedrohung für die lokalen Apotheken angesehen wird. In diesem Zusammenhang entstand der Hashtag #seidkeinejauchs, um auf die Gefahren des Online-Einkaufs hinzuweisen.