
Archäologen haben kürzlich bedeutende Funde am Rande Nürnbergs gemacht, wo während des Dreißigjährigen Kriegs ein großes Heerlager für 50.000 Soldaten errichtet wurde. Diese Entdeckungen wurden im Zuge eines Neubauprojekts im Westen der Stadt gemacht, und die Grabungen enthüllten, dass das Heerlager von Albrecht von Wallenstein sich weiter nach Süden erstreckte als bisher bekannt.
Im Sommer 1632 hatte sich die schwedische Armee unter König Gustav Adolf in Nürnberg verschanzt. Wallenstein reagierte darauf, indem er ein beeindruckendes Heerlager mit einer Gesamtlänge von über 16 Kilometern um die Orte Zirndorf und Oberasbach errichtete. Für die Befestigung dieser Lagerstätte mussten etwa 13.000 Bäume gefällt und 40.000 Pfähle mit Querstangen aufgestellt werden. Es wurden schätzungsweise 21.000 Lastwagenfahrten benötigt, um die Gräben auszuheben.
Bedingungen im Lager und Funde
In dem Lager lebten etwa 50.000 Soldaten sowie 15.000 Pferde und circa 30.000 weitere Menschen, darunter Familienangehörige und Händler. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal, gekennzeichnet durch Wasserknappheit und eine Rattenplage. Aus den Grabungen stammen Alltagsgegenstände wie Nägel, Scheren, Messer, Nadeln, Textilreste und ein Fingerhut.
Besonders auffällig war der Fund eines ungewöhnlichen Grabs am Rande des Lagers, in dem vermutlich eine junge Frau beerdigt wurde, die einen Bronzering trug. Wallensteins Strategie war es, die schwedischen Truppen in Nürnberg auszuhungern, indem er die Mühlen in der Umgebung in Brand setzte. Jedoch geriet die Versorgung des kaiserlichen Heeres durch Plünderungen in Freystadt zunehmend in Bedrängnis.
Im Lager starben Tausende von Pferden und etwa 1000 Menschen innerhalb von sechs Wochen an Krankheiten und Entkräftung. Im September 1632 kam es zur „Schlacht an der alten Veste“, die aufgrund von ungünstigem Wetter und den schlechten Bedingungen abgebrochen wurde. Mitte September zogen die schwedischen Truppen ab, gefolgt von Wallensteins Armee, die das Lager niederbrannte.
Die Kaiserlichen zerstörten daraufhin Dörfer und Brücken in der Umgebung Nürnbergs, was für viele Menschen eine Flucht nach Nürnberg zur Folge hatte. Im Herbst und Winter 1632 brach in Nürnberg eine Pest-Epidemie aus, die fast 16.000 Todesopfer forderte, wie WELT berichtete. Weitere Informationen über den Dreißigjährigen Krieg sind auf ZVAB verfügbar.