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Dr. Stefan Hesse, der Rotenburger Kreisarchäologe, wird am 27. Februar um 19 Uhr einen Jahresrückblick im großen Sitzungssaal des Rotenburger Kreishauses halten. Der Vortrag bietet einen Überblick über die Grabungen, Funde und Ereignisse aus dem archäologischen Alltag des letzten Jahres und dauert etwa eine Stunde. Der Eintritt ist frei, und der Vortrag wird auch online übertragen.
Ausgrabungen sind ein zentraler Bestandteil der archäologischen Arbeit. Im Jahr 2004 wurden zahlreiche Ausgrabungen für die Stromleitung SuedLink durchgeführt. In Scheeßel wurden mittel- und jungsteinzeitliche Strukturen freigelegt, während in Volkensen und Helvesiek bronze- und eisenzeitliche Grubenreihen untersucht wurden, die vermutlich für die Zubereitung größerer Nahrungsmengen dienten. Zudem wurde in Ebersdorf eine Siedlung der Römischen Kaiserzeit untersucht und in Wense eine Siedlung der Völkerwanderungszeit nachgewiesen.
Aktuelle Forschungsprojekte und Funde
Langjährige Ausgrabungen in Wittorf wurden 2024 abgeschlossen, was den Fundplatz überregional bekannt machte. Eine letzte Grabung in Zeven 2024 lieferte neue Erkenntnisse zur frühen Entwicklung des Ortes. Dr. Hesse wird auch Einzelfunde aus 2024 präsentieren, darunter einen römischen Pferdegeschirranhänger und zwei frühmittelalterliche Gewandschließen aus der Frühphase der Christianisierung.
Laufende Projekte, die Dr. Hesse ansprechen wird, umfassen die Aufarbeitung der Ausgrabungen im Moor zwischen Gnarrenburg und Karlshöfen, den Münzschatz von Oerel, Fibeln in Niedersachsen sowie ungewöhnliche Anhaftungen an frühmittelalterlichen Messern aus Wittorf. Der Vortrag wird von der Kreisarchäologie und der Archäologischen Gesellschaft im Landkreis Rotenburg (Wümme) e.V. veranstaltet, und eine Online-Teilnahme ist über einen bereitgestellten Link möglich.
Zusätzlich haben Archäologen auf dem Gelände einer neuen Konverter-Station nahe Bergrheinfeld im Landkreis Schweinfurt bedeutende Funde gemacht. Dort wurden Gräber aus der Glockenbecherkultur entdeckt, die aus einer Zeit von vor bis zu 4.600 Jahren stammen. Netzbetreiber Tennet stellte die Reste von fünf Gräbern vor, in denen sich die Skelettreste einer erwachsenen Person befanden, jeweils in einer Nord-Süd-Ausrichtung angeordnet.
Die Beisetzungsart und ein Keramikgefäß als Grabbeigabe weisen auf die Glockenbecherkultur hin (ca. 2.600 – 2.200 v. Chr.). Die Toten lagen hockend und wurden in unterschiedlichen Himmelsrichtungen bestattet. Die Gebeine werden in die anthropologische Staatssammlung überführt, um DNA-Analysen und Untersuchungen zu Verwandtschaftsverhältnissen durchzuführen. Weiterhin wurden Grabbeigaben, darunter ein Steinbeil und ein Hund, ins Landesamt überführt, um im Archiv aufbewahrt zu werden.
Im Südosten des Areals wurde zudem ein Halbkreis aus Pfostengruben mit einem zentralen Pfosten entdeckt. Die Deutung und Datierung dieser Struktur sind noch unklar. Erosion hat einige Artefakte abgetragen, die zur Klärung des Fundes hätten beitragen können. Ein Abschlussbericht wird erstellt, während die Fläche archäologisch freigegeben ist und bebaut werden darf. In der Nähe wurde bereits ein Gräberfeld aus der Zeit der Schnurkeramik mit 28 Skelettresten in 20 Gräbern gefunden, welches als eines der größten Gräberfelder aus dieser Zeit in Bayern gilt. Die Funde führten dabei zu keiner Verzögerung beim Bau der Konverter-Station, die Gleichstrom vom Norden Deutschlands in Wechselstrom umwandeln und ins Stromnetz einspeisen wird.
lk-row.de berichtete, dass Dr. Hesse am 27. Februar einen Jahresrückblick hält.
br.de informierte über die archäologischen Funde an der Konverter-Station.