
Die Kündigung des Domkapellmeisters Boris Böhmann hat in Freiburg für Wirbel gesorgt und eine Kontroverse ausgelöst, die sowohl die kirchliche Gemeinschaft als auch die Gesellschaft betrifft. Erzbischof Stephan Burger äußerte sein Bedauern über die Situation, die sich negativ auf die Chöre auswirkt, darunter die Domsingknaben, den Domchor und die Domkapelle. So hat sich die Choralschola selbst aufgelöst, während die verbleibenden Ensembles ihre Teilnahme an Proben und Gottesdiensten eingestellt haben. Einige Sänger ziehen in Erwägung, aus der Kirche auszutreten oder suchen nach Asyl in benachbarten Gemeinden.
In Freiburg, einer Stadt, die für ihre Chortradition bekannt ist, haben viele Chormitglieder eine starke emotionale Bindung zu ihrem Chor und der Domsingschule. Ein Vertrauenbruch wurde bei einem Treffen zwischen dem Weihbischof und zwei Müttern deutlich, die in der Folge ihre Ämter als Elternvertreterinnen niederlegten. Währenddessen kündigte die Erzdiözese an, dass Maßnahmen zur Unterstützung der Kinder „angedacht“ werden. Der Weihbischof hat jedoch weitere Gespräche mit dem Domchor abgelehnt. Der gesamte Vorstand des Domchores trat geschlossen zurück, da sie keine Grundlage für eine Zusammenarbeit mehr sehen. Erzbischof Burger betonte erst vor Kurzem in seiner Silvesterpredigt die Wichtigkeit der Chöre für die kirchliche Gemeinschaft. Das Gericht hat inzwischen den Einspruch von Böhmann gegen seine Kündigung zur Prüfung angenommen.
Proteste und Debatte während des Gottesdienstes
Ein weiterer Aspekt dieser Auseinandersetzung trat während der Christmette im Freiburger Münster zu Tage, als fünf Minuten Applaus für den gekündigten Domkapellmeister Boris Böhmann den Gottesdienst unterbrachen. Diese Situation führte zu einer intensiven Debatte. Während Erzbischof Burger zur Achtung der Menschenwürde von Geflüchteten aufrief, erhielt Böhmann Unterstützung von der Gemeinde und den Domsingknaben. Vor dem Gottesdienst wurden Flugblätter verteilt, die auf eine Petition zur Rücknahme der Kündigung hinwiesen.
Obwohl die Erzdiözese den Applaus und die Störungen als unangemessene Protestform bezeichnete, waren zahlreiche Gottesdienstbesucher, die mit dem Konflikt nicht direkt vertraut waren, involviert. Die Erzdiözese verwies auch auf zahlreiche Konflikte innerhalb der Domsingschule, die die Kündigung von Böhmann folgten. Diese Entscheidung wurde nach mehreren erfolglosen Schlichtungsversuchen und gerichtlichen Verfahren getroffen. Details zu den Gründen der Kündigung wurden aus Datenschutzgründen nicht veröffentlicht. In ihrer Erklärung betonte die Erzdiözese die Notwendigkeit eines Neuanfangs in der Leitung der Dommusik.
Das Arbeitsgericht Freiburg hat die Klage von Böhmann gegen die Kündigung abgewiesen, wobei das Urteil noch nicht rechtskräftig ist. Das gesamte Geschehen hat zu erheblichen Veränderungen in der kirchlichen Musikszene in Freiburg geführt.