
Deutsche Hilfsorganisationen fordern einen raschen und sicheren Zugang zur notleidenden Bevölkerung im Gazastreifen. Caritas international begrüßt eine mögliche Waffenruhe und betont, dass zwei Millionen Menschen im Gazastreifen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Der Caritas-Leiter Oliver Müller hebt die Notwendigkeit hervor, lebensnotwendige Güter schnell zu liefern.
Ein lokaler Partner von Caritas, „Catholic Relief Services“, bereitet sich bereits auf die anstehende Waffenruhe vor. Die Hilfsgüter befinden sich in Warenhäusern in Jordanien und Ägypten und sind bereit für den Transport nach Gaza. Dennoch warnen die Organisationen vor den Gefahren, die bei der Verteilung der Hilfsgüter aufgrund der zusammengebrochenen öffentlichen Ordnung bestehen. Es wird eine sorgfältige Koordination der Hilfslieferungen und deren Verteilung vor Ort gefordert.
Dringende Bedürfnisse und Herausforderungen
Besonders dringend benötigt werden Treibstoffe für Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen und die Wasserversorgung. Weitere benötigte Güter sind Lebensmittel, Hygieneartikel, Trinkwasser, Zelte und Decken. Diakonie Katastrophenhilfe betont, dass die Waffenruhe keine kurze Atempause sein darf und fordert einen uneingeschränkten Zugang für humanitäre Helfer sowie robuste Sicherheitsgarantien. Erste Details des Abkommens, das am Sonntag in Kraft treten soll, deuten auf die Öffnung von Grenzübergängen hin.
UNICEF berichtet von den verheerenden Auswirkungen des Krieges auf Kinder im Gazastreifen. Mindestens 14.500 Kinder wurden getötet, Tausende verletzt, und 17.000 Kinder sind unbegleitet oder von ihren Eltern getrennt. Weniger als die Hälfte der 36 Krankenhäuser in Gaza sind funktionsfähig, und 95 Prozent der Schulgebäude sind beschädigt oder zerstört. UNICEF plant, mangelernährte Kinder zu behandeln und Impfungen für 420.000 Kinder unter fünf Jahren nachzuholen. Die Aktion gegen den Hunger warnt, dass 600 LKW-Ladungen pro Tag nicht ausreichen, während vor dem Konflikt täglich etwa 500 Lastwagen mit Hilfsgütern in Gaza eintrafen.
In einer weiteren Entwicklung setzen Hilfsorganisationen ihre Arbeit im Gazastreifen fort, um den Hungertod Tausender Menschen zu verhindern. UNICEF und andere Organisationen fordern bedingungslosen Schutz für humanitäre Helfer, nachdem Mitarbeiter der Hilfsorganisation „World Central Kitchen“ getötet wurden. Caritas international plant, seine humanitäre Hilfsarbeit trotz eines fehlgeleiteten Luftangriffs fortzusetzen, bei dem sieben Mitarbeiter einer US-Hilfsorganisation getötet wurden. Patrick Kuebart von Caritas international warnt, dass ein Stopp internationaler Hilfen innerhalb kurzer Zeit Tausende Menschenleben kosten könnte.
Die Welthungerhilfe kündigt einen Hilfseinsatz an, um Nahrung und medizinische Güter zu liefern, mit einem Budget von einer Million Euro. Die Hilfsgüter sollen in Ägypten und Jordanien gekauft und vom Ägyptischen Roten Kreuz in den Gazastreifen gebracht werden. Kuebart betont, dass eine Waffenruhe notwendig sei, um den Hungertod im Gazastreifen zu verhindern, da unter den aktuellen Kriegsbedingungen nicht genügend Lebensmittel und medizinische Güter ankommen.
Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Kritik an Hilfsgüterabwürfen aus der Luft, die als ineffektiv und symbolisch betrachtet werden. Der geplante Aufbau eines Seehafens für humanitäre Güter wird als zu spät angesehen, während die Situation sich weiterhin verschärft. Vor dem Krieg passierten täglich etwa 500 Hilfs-LKW die Grenze in Rafah, jetzt sind es nur noch etwa 200. Laut palästinensischen Angaben sind im Krieg bereits 32.000 Menschen gestorben, davon rund zwei Drittel Kinder und Frauen, während 1,1 Millionen Menschen laut den Vereinten Nationen vor dem Hungertod stehen.
Während die humanitäre Krise im Gazastreifen weiterdringt, erinnert Kuebart an die Verzweiflung und Traumatisierung der israelischen Bevölkerung nach dem Hamas-Angriff vom 7. Oktober.
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