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Im Ostalbkreis stehen die Kliniken vor einem erheblichen Defizit, das im Rahmen des aktuellen Wahlkampfs in den Fokus rückt. Nach Informationen der Gmünder Tagespost musste der Landkreis im vergangenen Jahr bereits 60 Millionen Euro zuschießen, mit der Möglichkeit einer weiter steigenden Summe in diesem Jahr. Der Kreistag Ostalb hat im letzten Jahr das Klinikkonzept 2035 beschlossen, das unter anderem den Bau eines neuen zentralen Klinikums in Essingen vorsieht. Die Kliniken in Mutlangen und Ellwangen sollen künftig als Grund- und Notversorger fungieren.
Wesentliche Herausforderungen sind der demografische Wandel, der Fachkräftemangel sowie die Frage der Finanzierbarkeit der medizinischen Versorgung. Der Landkreis sieht ein Drittel des Defizits als hausgemacht an. Zudem wird die Bundesregierung unter Gesundheitsminister Karl Lauterbach kritisiert, da dessen Reformen bislang nicht die gewünschten Effekte gezeigt haben. Die Bundestagskandidaten wurden gefragt, welche drei Maßnahmen sie zur Senkung des Klinikdefizits ergreifen würden.
Maßnahmen der Bundestagskandidaten
Die Antworten der Kandidaten fielen unterschiedlich aus und reflektieren die jeweiligen politischen Ansätze:
- Inge Gräßle (CDU): Sie setzt auf Unterstützung der Verantwortlichen im Landkreis und die Überarbeitung des Ampel-Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes und plädiert für einen Transformationsfonds zur Stärkung der ländlichen Notfallversorgung.
- Tim-Luka Schwab (SPD): Er fordert die Einführung von Vorhaltepauschalen zur Stärkung der Grundversorgung sowie eine bessere Finanzierung der Investitionen im Krankenhauswesen durch das Land.
- Ricarda Lang (Grüne): Ihre Forderungen betreffen eine Finanzierung nach Bedarf anstelle von Profit sowie eine stärkere Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung.
- Ruben Hühnerbein (FDP): Er verlangt einen Inflationsausgleich auf Landesbasisfallwert und fordert die Fortschreibung des Landeskrankenhausplans.
- Ruben Rupp (AfD): Er fordert ein Ende der fehlgeleiteten Politik auf Bundes- und Landesebene und Einsparungen in anderen Bereichen zur Unterstützung der Gesundheitsversorgung.
- Nina Eisenmann (Die Linke): Sie spricht sich für grundlegende Reformen im Gesundheitssystem aus und fordert die Einführung einer solidarischen Gesundheits- und Pflegeversicherung.
Der Fachkräftemangel wurde zudem als größte Herausforderung für Krankenhäuser identifiziert. Laut einer Untersuchung, die auf den Erkenntnissen der BDO basiert, sind 94 % der Krankenhäuser nicht in der Lage, offene Stellen auf der Allgemeinstation zu besetzen. Durchschnittlich sind rund 16 Vollkraftstellen für dreijährig examiniertes Personal unbesetzt, was jeder zehnten Vollkraftstelle in den Einrichtungen mit Stellenvakanzen entspricht. Knapp drei Viertel der Krankenhäuser haben ebenfalls Schwierigkeiten, offene IT-Stellen zu besetzen.
Die Ergebnisse einer Befragung des DKI mit 111 Allgemeinkrankenhäusern, die 2023 durchgeführt wurde, bestätigen die prekäre Personalsituation: Fast 90 % der Befragten erwarten in den nächsten drei Jahren eine Verschlechterung der Stellensituation in der Pflege. Sollte es keine Wanderungseffekte aufgrund von geschlossenen Einrichtungen geben, gehen ein Viertel der Krankenhäuser von steigendem Personalmangel aus.