In einer Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl, die am 23. Januar 2025 stattfand, trafen Kandidaten aus dem Wahlkreis Heinrich aufeinander. Vertreter der Parteien waren unter anderem Alexandra Hermann (Linke), Thorsten Frei (CDU), Mark Hohensee (FDP), Marin Juric (Grüne), Sebastian van Ryt (AfD) und Derya Türk-Nachbaur (SPD). Die Diskussion widmete sich zentralen Themen wie Wirtschaft, Migration, Verkehr und Klimaschutz.
Im Themenblock Wirtschaft nahm sowohl Sebastian van Ryt von der AfD als auch Derya Türk-Nachbaur von der SPD eine entscheidende Rolle ein. Van Ryt behauptete, dass die Zuwanderung zu einem Rückgang der Alphabetisierungsrate in Afghanistan führe, was jedoch nur teilweise richtig ist, da die Alphabetisierungsrate in Afghanistan 2018 bei 43 % lag. Des Weiteren machte er die Aussage, dass Insolvenzen mit einer steigenden Kriminalität einhergingen. Diese Behauptung war teilweise korrekt, in Anbetracht, dass Insolvenzen 2024 um 16,8 % gestiegen sind und die Kriminalität in Deutschland von 2022 auf 2023 um 5,5 % anstieg. Thorsten Frei (CDU) hingegen gab an, dass 55 % der Syrer in Deutschland auf Bürgergeld angewiesen seien, was sich als richtig erwies, da die Beschäftigungsquote bei Syrern bei 42 % liegt. Türk-Nachbaur argumentierte, dass für den Wohlstand jährlich 300.000 bis 400.000 Nettozuzüge erforderlich seien, was durch eine Studie des IAB unterstützt wird, die 400.000 Nettozuwanderungen zur Stabilisierung des Arbeitskräfteangebots bis 2060 fordert. Marin Juric von den Grünen merkte an, dass bis 2030 circa fünf Millionen Fachkräfte fehlen würden, was ebenfalls teilweise korrekt ist, während keine Quelle für die Aussage über 15 Millionen Fachkräfte bis 2050 gefunden wurde.
Migration und Verkehr
Im Themenblock Migration stellte Derya Türk-Nachbaur fest, dass die Zahl der Asylsuchenden um 40 % gesunken sei, was durch die Zahlen von 2024, die einen Rückgang der Asylanträge in Baden-Württemberg zeigen, bestätigt wird. Thorsten Frei wiederholte seine Behauptung, dass in den letzten vier Jahren rund drei Millionen Menschen zugewandert seien, was sich als richtig erwies, da die Nettozuwanderung 2023 bei 662.964 Personen lag. Des Weiteren erklärte er, dass Infrastrukturprobleme wie fehlende Kitaplätze und fehlende Lehrerstellen alarmierende Ausmaße angenommen hätten, wobei 430.000 Kita-Plätze und 14.500 Lehrerstellen unbesetzt blieben.
Im Themenblock Verkehr und Klimaschutz stellte van Ryt die Aussage auf, dass der Einfluss des menschengemachten Klimawandels auf Waldbrände gering sei. Diese Behauptung wurde als falsch eingeordnet, denn laut einem Bericht der Friedrich-Alexander-Universität verstärkt der Klimawandel die Häufigkeit von Waldbränden.
Darüber hinaus wird das Thema Migration auch in einem weiteren Kontext betrachtet. Wie die Tagesschau berichtet, gewinnt Migration im Wahlkampf an Bedeutung, insbesondere beeinflusst durch verschiedene Krisensituationen. Politologin Sabine Kropp hebt hervor, dass Migration, Wirtschaft und Sicherheit die Grundbedürfnisse der Bürger berühren und Migration oft als Sicherheitsproblem wahrgenommen wird. Während bei der Bundestagswahl 2017 Migration das wichtigste Thema war, fiel diese Relevanz 2021 auf 19 %, liegt aber mittlerweile wieder bei 37 %.
Ein Rückgang der Asylbewerberzahlen in 2023 bleibt nicht ohne Einfluss auf die Wählerschaft, da einige Parteien, insbesondere die AfD, Migration für ihre Wahlkampfstrategien nutzen. Die Forderungen nach Abschiebungen sind nach Vorfällen in Städten wie Magdeburg und Aschaffenburg lauter geworden. Kropp warnt zudem, dass viele Wahlkampfideen zur finanziellen Entlastung als unseriös eingestuft werden, während die Themen Umwelt- und Klimaschutz an Bedeutung verlieren.