
Gerhard Lutz, ein junger Ingenieur, begleitete 1986 die Baumaßnahme der Firma Platz in Oświęcim, wo er an einem bedeutenden Projekt zur Schaffung einer internationalen Jugendbegegnungsstätte in der Nähe des ehemaligen Konzentrationslagers Auschwitz arbeitete. Dieses Lager war das größte Gefangenen- und Vernichtungslager der Nationalsozialisten, in dem über eine Million Menschen ermordet wurden. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die Gefangenen.
Zu Beginn waren die Einheimischen skeptisch gegenüber den deutschen Arbeitern. Diese lebten in Gebäuden am Eingang des Auschwitz-Geländes. Die Pläne für die Jugendbegegnungsstätte wurden von dem Architekten Helmut Morlok entworfen, unterstützt von Alfred Przybilski, einem Überlebenden von Auschwitz. Der Entwurf setzte auf eine lockere Bebauung, die im Kontrast zur Blockbauweise des Lagers stehen sollte.
Baumaßnahmen und Fertigstellung
Die Firma Platz aus Saulgau wurde mit der Bauausführung beauftragt. Das Projekt stellte eine besondere Herausforderung dar, da es in kurzer Zeit und im Ausland realisiert werden musste. Der Vertrag wurde im April 1986 unterzeichnet, die Montage begann am 30. Juli und die Einweihung fand am 7. Dezember des gleichen Jahres statt. Über 630 Tonnen Baumaterial wurden aus Saulgau nach Oświęcim transportiert, wobei an Lastwagen Schilder mit der Aufschrift „Das ist ein Geschenk der BRD an die Volksrepublik Polen“ angebracht wurden.
Die Handwerker reisten in Gruppen an, die durchschnittlich vier Wochen vor Ort waren. Die Versorgung der Arbeiter war unzureichend, sodass polnisches Büchsenfleisch aus Deutschland mitgebracht wurde. Auch tauschten die Handwerker Waren wie Jeans und Nylonstrümpfe aufgrund der Inflation in Polen. Im Verlauf der Bauzeit verbesserte sich die Atmosphäre auf der Baustelle, und es wurden gesellige Abende veranstaltet. Ein Mitarbeiter fand während dieser Zeit die Liebe und heiratete eine Polin.
Die Fertigstellung der Jugendbegegnungsstätte führte zu Folgeaufträgen für insgesamt 130 Projekte. 1996 wurde die Einrichtung um einen zweiten Bauabschnitt erweitert, der Platz für bis zu 100 Personen bietet. Jährlich besuchen zahlreiche Schüler- und Freiwilligengruppen die Begegnungsstätte, um sich mit der Geschichte des Zweiten Weltkriegs auseinanderzusetzen. Gerhard Lutz wurde beauftragt, den Zustand der Gebäude zu überprüfen, die sich in gutem Zustand befinden. Kleinere Mängel können mit geringen Investitionen behoben werden.
Für weiterführende Informationen über Begegnungsstätten und Gedenkstättenfahrten steht die Webseite des Asf e.V. bereit.
Weitere Details zum historischen Kontext der Bauarbeiten in Auschwitz erscheinen in einem Artikel von Schwäbische.de.