
Mitten in Sigmaringen, einer ruhigen Kleinstadt, geschieht Unglaubliches: Natália B., eine 37-jährige Sozialarbeiterin, wird brutal von einem minderjährigen Flüchtling angegriffen! Alles beginnt mit einer harmlosen Bitte, seinen Müll nicht auf die Straße zu werfen. Was dann folgt, ist eine Gewaltorgie, die im Krankenhaus endet. Natália liegt mit geschwollenem Gesicht und einer Gehirnerschütterung da, während der Angreifer nach eigenen Angaben fließend Deutsch spricht, als er die Polizei im Nacken spürt. Trotz entsetzlicher Drohungen geschieht – nichts. Die Behörden ziehen sich zurück, als ob das Opfer ein Verbrecher wäre. Ein wahrer „Tatort“ der Täter-Opfer-Umkehr, wie auch Tichys Einblick berichtet.
Der unfassbare Vorfall zieht weite Kreise: Natália kommt aus der Slowakei, lebt mit ihrer Familie seit fünf Jahren in Deutschland. Doch an ihrem neuen Wohnort scheint sie Opfer eines Systems zu werden, das Applaudiert, statt zu handeln. Die Geschichte macht wütend und traurig zugleich, denn ihr Mann, ein erfolgreicher Vertriebsleiter, lebt gesetzestreu und zahlt fleißig Steuern. Doch alles, was beide erfahren, ist Unglauben und Ignoranz. Der Gedanke daran, dass der Täter seine Tat ungestraft begeht, erschüttert die Familie zutiefst.
Rechtsstaat am Rande des Abgrunds?
Was bedeutet dieser Vorfall für das Vertrauen in unsere Gesellschaft? Die Polizei sieht Natálias Verletzungen und erklärt ohne mit der Wimper zu zucken: „Na ja, das war doch schon gegenseitig.“ Ein Schlag ins Gesicht der Gerechtigkeit! Die Beamten notieren sich lediglich die Drohungen des Täters und ergreifen keine ernsthaften Maßnahmen. Kein Wunder, dass Natália inzwischen mehr Angst vor der Polizei hat als vor dem eigentlichen Täter.
Der Schock sitzt tief. Eine Fotoaufnahme von Natália durch den Täter wird als „schwierige Sache“ abgetan, das Handy des Täters bleibt unangetastet. Der Schutz der Privatsphäre des Angreifers wird höher gewichtet als die Sicherheit und das Wohl des Opfers. In der Schule hat niemand eine Ahnung vom gewalttätigen Flüchtling, denn die Beamten können diese Informationen nicht weitergeben. Die Bürokratie schnürt eng, doch der Gerechtigkeit wird nie Geltung verschafft.
Flucht vor dem System
Mit ansehen zu müssen, wie der Staat trotz klarer Beweise nichts unternimmt, ist frustrierend und entfremdend. Über drei Jahre kämpft Natália bereits um die Anerkennung ihres Studiums, doch der Rechtsstaat stellt sich quer: „Für jede Kleinigkeit wird der, der sich an die Regeln hält, konsequent verfolgt,“ berichtet sie, „aber die, die sich asozial und gefährlich verhalten, lasse der Staat in Ruhe.“ Die Familie zieht Konsequenzen und verlässt Deutschland. Ein Land, das bisher ihre Heimat hätte sein sollen, wird zum Austragungsort ihrer tiefsten Enttäuschung, wie Tagesspiegel berichtet.
Angst und Unverständnis hinterlassen eine klaffende Wunde der Hilflosigkeit. Dürfen solche Fälle in einem angeblichen Rechtsstaat geschehen, ohne Konsequenzen für die Täter? Vielleicht ist es Zeit, dass sich das System wandelt, so dass nicht der Staat zum Fluchtgrund wird.