Tuttlingen

Ein-Euro-Ticket in Tuttlingen: Erfolg oder drohendes Fiasko?

Im Jahr 2023 wurden in Tuttlingen knapp 420.000 Bustickets verkauft, was eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren darstellt. Diese Zahl ist mehr als doppelt so hoch im Vergleich zu 2022 und dreimal so viele wie im Jahr 2019, dem letzten „normalen“ Jahr vor der Einführung des Ein-Euro-Tickets. Oberbürgermeister Michael Beck bezeichnete das Ein-Euro-Ticket als ein Erfolgsmodell, das sich in der Stadt etabliert hat.

Die Gemeinde Wurmlingen trat im Januar 2023 dem Ticketangebot bei, was zu einer Verdopplung der Ticketverkäufe zwischen Wurmlingen und Tuttlingen führte. Die Busse werden vom Landratsamt betrieben, welches auch die Einnahmen aus den Ticketverkäufen erhält. Um finanzielle Einbußen zu vermeiden, vereinbarten die Stadt Tuttlingen und das Landratsamt eine Abrechnungsmethode. Die Stadt überweist dem Landratsamt 1,80 Euro pro Ticket, um den Preisunterschied zum regulären Ticketpreis von 2,80 Euro auszugleichen. Der Landkreis zahlt 70 Prozent der Mehreinnahmen aus den gestiegenen Ticketverkäufen an die Stadt zurück.

Finanzielle Herausforderungen durch das Deutschlandticket

Die Stadt Tuttlingen muss voraussichtlich rund 190.000 Euro pro Jahr zusätzlich zahlen, während die endgültige Abrechnung noch aussteht. Das Deutschlandticket, welches seit dem 1. Mai 2023 erhältlich ist, könnte die Situation jedoch komplizieren, da es die Einnahmen des örtlichen ÖPNV-Anbieters (Verkehrsverbund Move) beeinträchtigen kann. Einnahmen aus dem Deutschlandticket fließen in die Berechnung der Ausgleichszahlungen des Landes an das Landratsamt.

Das Landratsamt Tuttlingen sieht ein finanzielles Loch von rund 568.000 Euro für die Jahre 2024 und 2025. Diese Entwicklung wird als „offenkundiger Fehler“ bezeichnet, und das Landratsamt fordert eine kostenneutrale Lösung für das Ein-Euro-Ticket. Landrat Stefan Bär und OB Michael Beck haben sich an das Verkehrsministerium gewandt, um eine politische Lösung zu finden. Obwohl es noch keine Antwort auf ihre Schreiben gegeben hat, ist ein Telefonat zwischen Landrat Bär und dem Ministerialdirektor geplant.

Das Deutschlandticket hat sich bislang als Erfolg erwiesen, da über 13 Millionen Nutzerinnen und Nutzer es verwenden. Der monatliche Preis beträgt derzeit 49 Euro und wird ab Januar 2025 auf 58 Euro steigen. 95 Prozent der Nutzer sind mit dem Angebot zufrieden, und 75 Prozent möchten es dauerhaft nutzen, was die Attraktivität des öffentlichen Nahverkehrs erhöht und gleichzeitig zur Entlastung der Bürger beiträgt, wie [bundesregierung.de](https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/deutschlandticket-2134074) berichtet.