Tuttlingen

Kampf gegen Lehrermangel: Schüler müssen früher nach Hause!

Die Johann-Peter-Hebel-Schule in Tuttlingen sieht sich zunehmend mit gravierenden Herausforderungen konfrontiert, die den regulären Schulbetrieb erheblich beeinträchtigen. Laut einem Bericht von Schwäbische.de müssen Schüler an zwei Tagen in der Woche früher nach Hause gehen, obwohl der Unterricht bis 14.50 Uhr geplant ist. Diese Situation ist auf die Überlastung der Schule zurückzuführen, welche die aktuellen Schülerzahlen übersteigen, während rund 100 Mitarbeiter, darunter 60 Lehrkräfte, zur Verfügung stehen.

Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass zwischen 330 und 340 Lehrstunden fehlen, was dem Fehlen von etwa 15 Vollzeit-Lehrkräften entspricht. Schüler haben entsprechend nur 28 statt der vorgesehenen 34 Unterrichtsstunden pro Woche, was sowohl für Schüler als auch für Eltern und Lehrkräfte eine erhebliche Belastung darstellt. Elternbeiratsvorsitzende Sabrina Kupferschmid bezeichnete den fehlenden Nachmittagsunterricht als ein Problem, das den sozialen Austausch der Schüler beeinträchtigt. Zudem äußerte die Stellvertreterin der Schule, Katharina Anselmi-van Os, Bedenken bezüglich der Vereinbarkeit von Arbeit und Betreuung für die Eltern.

Maßnahmen zur Verbesserung der Situation

Schulleiter Johannes Tirpak setzt sich nachdrücklich für eine Verbesserung der Situation ein, während das Kultusministerium versucht, neue Lehrkräfte einzustellen. Allerdings dauert es, bis diese Qualifizierungen abgeschlossen sind. Derzeit sind rund 30% des Kollegiums Quereinsteiger ohne sonderpädagogische Ausbildung. Ein weiterer Problempunkt ist die Rekrutierung neuer FSJler (Freiwilliges Soziales Jahr), die sich als zunehmend schwierig gestaltet.

Die Klassengrößen an der Johann-Peter-Hebel-Schule haben sich von im Durchschnitt fünf Schülern im Jahr 2016 auf derzeit acht Schüler erhöht. Um die Situation zu verbessern, besteht eine Zusammenarbeit mit anderen Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren. Diese Problematik des Lehrermangels ist nicht auf Tuttlingen beschränkt, wie eine weitere Analyse von Tagesschau.de zeigt. In vielen Sonderpädagogischen Schulen fehlen zwischen 20 und 30% der Lehrkräfte, was an der anhaltenden schwierigen Personalsituation liegt.

Kultusminister der Länder arbeiten kontinuierlich daran, mehr Lehrkräfte zu gewinnen, insbesondere für Schulen, die Kinder mit Lernbeeinträchtigungen unterrichten. Diese Schulen haben häufig Klassen, die über den empfohlenen Schüleranzahl hinausgehen. Beispielhaft wird die Helene-Schoettle-Schule in Stuttgart genannt, wo nur 80% der Stellen besetzt sind und Schüler in der Folge manchmal zuhause bleiben müssen. Diese Unterrichtsknappheit führt zu einer prekären Situation, in der kein Nachmittagsunterricht angeboten wird und nur eine Notbetreuung zur Verfügung steht. Schulleiter Andreas Thiemke berichtet von dieser kritischen Lage und fordert mehr Studienplätze für Sonderpädagogik sowie niedrigere Zugangshürden.

Die Auswirkungen des Lehrermangels sind also offensichtlich und betreffen viele Schulen, insbesondere im sonderpädagogischen Bereich. Der Bildungssektor steht vor der Herausforderung, diese Probleme dringend anzugehen.