
Am Mittwochnachmittag meldete sich ein Mann bei der Neustadter Polizeiinspektion und berichtete von einem Hausfriedensbruch auf einem Sportgelände im Stadtteil Oeslau von Rödental. Der Anruf, der um 16 Uhr bei der Polizei einging, beinhaltete die Bitte um eine Polizeistreife vor Ort. Als die Beamten eintrafen, entdeckten sie einen 24-Jährigen, der die Polizei filmte und einen Livestream auf einer Social-Media-Plattform machte.
Während der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Anrufer, von dem die Polizei zunächst annahm, er könnte ein Opfer eines Verbrechens sein, nicht existierte. Tatsächlich hatte der 24-Jährige selbst den Notruf abgesetzt, um den Polizeieinsatz live zu streamen und dadurch Klicks und Likes auf der Plattform zu generieren. Die Polizei schloss eine Straftat des Hausfriedensbruchs aus und hat nun ein Verfahren wegen Missbrauchs von Notrufen und Vortäuschen einer Straftat gegen den 24-Jährigen eingeleitet, wie np-coburg.de berichtete.
Phänomen Swatting
Solche Vorfälle fallen unter das Phänomen des Swattings, bei dem anonyme Notrufe abgesetzt werden, um vermeintliche Notfälle zu simulieren und Einsatzkräfte zu einem bestimmten Ziel zu schicken. Der Begriff „Swatting“ leitet sich von SWAT-Teams ab, die in den USA für risikoreiche Einsätze zuständig sind. In Deutschland ist Swatting gemäß § 145 des Strafgesetzbuchs strafbar, und die Strafen können bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe oder Geldstrafen betragen. Diese Praktiken gefährden nicht nur Einsatzkräfte, sondern auch unbeteiligte Bürger, da jeder Notruf von der Polizei ernst genommen werden muss, was zu unnötigen Belastungen führt, wie sbs-legal.de aufzeigt.
Die Auswirkungen von Swatting sind besonders besorgniserregend. In Deutschland wurden 2022 insgesamt 13.361 Fälle von Missbrauch von Notrufen registriert, was einen Anstieg von 9 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Die Identitätsverschleierung der Täter erschwert die Aufklärung dieser Fälle zusätzlich. Streamer und Videoproduzenten sind häufig betroffen, da sie oft das Ziel dieser Angriffe sind, die aus Rache, Neid oder Langeweile verübt werden.