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In deutschen Krankenhäusern nimmt die Gewalt gegen Pflegekräfte und Ärzte alarmierend zu. Berichte über Schläge, Tritte und Messerangriffe durch Patienten häufen sich. Nikolas Deggendorf, Arzt in der Ambulanz des Park-Klinikums Leipzig, schildert, wie ein Patient aggressiv wurde, nachdem ihm ein Medikament verweigert wurde. Trotz seines Anrufs beim Sicherheitsdienst, welches sich nicht für den Personenschutz zuständig sah, wurde die Sicherheit der medizinischen Mitarbeiter nicht gewährleistet, wie [Welt] berichtete. Helios, die Klinikgruppe, widerspricht und betont, dass der Sicherheitsdienst auch für den Personenschutz zuständig sei.
Ein erschreckender Vorfall ereignete sich an Silvester in einem Berliner Krankenhaus, wo ein Arzt und ein Pfleger von mehreren Männern aufgrund von langen Wartezeiten angegriffen wurden. Ebenso wurde am 14. Januar 2023 in Sachsen-Anhalt ein Notarzt und Rettungssanitäter mit einem Messer attackiert. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die steigende Zahl solcher Vorfälle in den Kliniken dokumentiert. Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) zeigt, dass in drei von vier Kliniken körperliche und verbale Übergriffe zugenommen haben. Viele kleinere oder verbale Angriffe werden dabei häufig nicht registriert oder angezeigt, was die Situation weiter verschärft.
Gewaltprävention im Krankenhaus
Die Problematik der Gewalt gegen Krankenhausmitarbeiter ist nicht nur ein Thema für Pflegekräfte. Eine Studie von CVcare, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und BGW hat herausgefunden, dass 94 % der Mitarbeitenden in Notaufnahmen von verbalen Angriffen und 70 % von körperlichen Angriffen betroffen sind. Übergriffe reichen dabei von Beschimpfungen bis hin zu physischen Attacken wie Kneifen und Schlägen. Laut dieser Studie fühlen sich etwa ein Drittel der Beschäftigten durch solche Übergriffe stark belastet, wie [KGNW] hervorhebt.
Um dem entgegenzuwirken, haben viele Krankenhäuser bereits Abläufe und Präventionsmaßnahmen zur Dokumentation und Nachsorge von Gewaltvorfällen implementiert. 2023 wurde von der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) eine Arbeitsgruppe gegründet, die einen Leitfaden zur Gewaltprävention im Krankenhaus erstellt hat. Dieser Leitfaden bietet Handlungsempfehlungen und Praxistipps für Geschäftsführungen und Führungskräfte, um gefährdetes Personal zu schulen. Außerdem wird betont, dass Gewalt im Krankenhaus keinen Platz hat und nicht toleriert wird.j.
Die Diskussion um bessere Sicherheitskonzepte und die Notwendigkeit finanzieller Unterstützung für Sicherheitsmaßnahmen nimmt an Fahrt auf. Der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst kritisiert zudem die unzureichenden Strafen für Täter. Der Gesetzesentwurf für den besseren Schutz von Vollstreckungsbeamten und Rettungskräften könnte durch Neuwahlen möglicherweise verzögert werden, was die Dringlichkeit der Problematik weiter unterstreicht.