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Jäger in Bayern unter Druck: Wildverbiss bedroht unseren Wald!

Christine Achhammer vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hielt einen Vortrag über Wildverbiss während einer Dienstbesprechung der Jagdvorsteher in Oberhausen. Diese Veranstaltung stellt eine der wenigen ihrer Art in Bayern dar, da es neben Weilheim-Schongau lediglich in zwei weiteren Landkreisen ähnliche Meetings gibt. Ernst Weidenbusch, der Vorsitzende des Bayerischen Jagdverbands, sah sich gezwungen, seine Teilnahme an der Veranstaltung zu erkämpfen.

Ein bedeutsamer Punkt in Achhammers Vortrag war das Forstliche Gutachten zur Waldverjüngung, das alle drei Jahre erstellt wird, um die Situation nachwachsender Bäume zu bewerten. Im Landkreis Weilheim-Schongau wurden 35.360 junge Bäume auf 402 Stichpunkt-Flächen in 215 Jagdrevieren untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass sich die Zahl der unverbissenen Bäume im Vergleich zur Inventur 2021 verschlechtert hat. Während bayernweit 51% der Hegegemeinschaften von einer günstigen oder tragbaren Verbisssituation berichten, sind es im Landkreis lediglich 33%.

Ergebnisse der Untersuchung

Der Fichtenanteil bei nachwachsenden Bäumen liegt konstant bei 51%, was seit 2009 stagnierend ist. Bei den untersuchten Stichproben wurden lediglich 2% Tannen, 0,2% Kiefern und 0,6% Eichen festgestellt. Innerhalb der Hegegemeinschaft Peißenberg varyieren die Verbisssituationen; es gibt sowohl günstige als auch zu hohe Verbisssituationen in verschiedenen Revieren. In Bernbeuren ist die Verbisssituation gemischt: Ein Revier zeigt günstige Rahmenbedingungen, während fünf als tragbar und mehrere Revieren als zu hoch eingestuft wurden.

Hermann Kleber, der Jagdvorsteher in Bernbeuren, berichtete über positive Entwicklungen, die durch die Einführung des körperlichen Nachweises erzielt wurden. Dieser führte zu einem Rückgang der Abschussquote von 110% auf 70-80%. Helmut Stork, Leiter der Unteren Jagdbehörde, stellte jedoch klar, dass die Einführung des körperlichen Nachweises nicht vom Amt angeordnet werden kann. Wolfgang Scholz, Jagdvorsteher aus Sachsenried, kritisierte die einseitige Ausrichtung der Veranstaltung und stellte die verringerten Abschussquoten von bis zu 54% nach Einführung des Nachweises in Frage.

Bedeutung des Wildverbisses

Die Problematik des Wildverbisses betrifft nicht nur Bayern. Laut einer Analyse in Baden-Württemberg ist das Ziel der Forstwirtschaft die Verjüngung der Wälder durch natürliche Aufkommen junger Bäume. Die Vorteile dieser Naturverjüngung sind vielseitig: Das Saatgut stammt von lokal angepassten Bäumen, die Keimlinge sind an die Standortsverhältnisse angepasst und es handelt sich um eine kostengünstige Variante. Allerdings werden junge Bäume durch äsendes Schalenwild stark verbissen, was zu verzögertem Wachstum oder zur Verdrängung durch weniger verbissgefährdete Baumarten führt, wie [fva-bw.de](https://www.fva-bw.de/top-meta-navigation/fachabteilungen/fva-wildtierinstitut/grosse-pflanzenfresser/wildverbiss) erläutert.

Seit 1986 wird die Verbissintensität bei der Baumverjüngung dokumentiert, und seit 2009 wird zusätzlich das Erreichen waldbaulicher Ziele auf Verjüngungsflächen geschätzt. Diese Einschätzungen sind entscheidend für die Erstellung von Abschussvereinbarungen zwischen Jagdrechtsinhabenden und Jagdausübenden. Dennoch besteht ein Mangel an Strategien zur Umsetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse zur Waldverjüngung und dem Wildverbiss, was oft zu Schuldzuweisungen statt zu kooperativen Lösungsansätzen führt.