Landau in der Pfalz

Bürgermeister mit Baby: Eine neue Sicht auf Familie und Rathausarbeit!

Der Landauer Bürgermeister Lukas Hartmann (Grüne) trägt aktiv dazu bei, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sichtbar zu machen. Seit der Geburt seines Sohnes Fion vor acht Wochen nimmt er ihn häufig mit ins Rathaus, da ihm formell keine Elternzeit zusteht. Hartmann hat nach der Geburt vier Wochen Urlaub genommen, um Zeit mit seinem Kind zu verbringen. In der deutschen Kommunalpolitik haben Wahlbeamte, darunter Bürgermeister, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, keinen Anspruch auf Elternzeit, was Hartmann als Bedingung, die er nachvollziehen kann, jedoch als Einschränkung empfindet. Er betont, dass er gerne mehr Zeit mit seinem Kind verbringen würde.

Bei Veranstaltungen im Rathaus wird Hartmanns Engagement positiv wahrgenommen. Er sieht es als Privileg, dass er Fion mitbringen kann, während anderen Verwaltungsmitarbeitern Elternzeit zusteht. Auch die Speyerer Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler (SPD), die im Oktober 2022 eine Tochter zur Welt brachte, thematisiert die Herausforderungen der Mitnahme eines Babys zu öffentlichen Terminen. Seiler kehrte Anfang 2023 wieder in ihr Amt zurück, nachdem sie einen Monat überbrückte, bis ihr Mann in Elternzeit gehen konnte. Dies zeigt, dass die Situation von Eltern in Führungspositionen auf kommunaler Ebene differenzierte Lösungen erfordert.

Elternzeitregelungen und deren Nutzung

Die Nutzung von Elternzeit durch Bürgermeister bleibt ein umstrittenes Thema. Laut einer Bachelorarbeit zur Elternzeit bei Bürgermeistern in Baden-Württemberg hat nur ein geringer Prozentsatz von drei Prozent der Bürgermeister während ihrer Amtszeit Elternzeit in Anspruch genommen. Der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer war 2010 der erste in Deutschland, der diesen Schritt wagte. Jüngst entschied sich auch Martin Horn, Oberbürgermeister von Freiburg im Breisgau, Anfang 2023 für eine Elternpause.

Die Untersuchung zeigt, dass vor allem Bürgermeister in kleinen Kommunen skeptisch gegenüber einer längeren Abwesenheit sind. Die Mehrheit der Teilnehmenden betrachtet das Bürgermeisteramt als einen 24-Stunden-Job und äußert Bedenken hinsichtlich möglicher beruflicher Nachteile nach einer Elternzeit. Die Geschlechterverteilung im Amt ist ebenfalls relevant: Zwar nutzen Frauen Elternzeit häufiger, jedoch sind sie nur zu etwa acht Prozent in diesen Positionen vertreten. Die künftige Inanspruchnahme von Elternzeit durch Bürgermeister könnte von Veränderungen in den Rollenbildern abhängen, wie die Autorin der Bachelorarbeit, Lena Jauß, feststellt.