
Am 24. April 2025 fand im Antoniersaal der Stadt Memmingen eine öffentliche Podiumsdiskussion statt, die sich mit aktuellen Erscheinungsformen des Rechtsextremismus befasste. Diese Veranstaltung war Teil des Event- und Gedenkjahres „500 Jahre Zwölf Artikel“. Experten aus verschiedenen Bereichen kamen zusammen, um über Rekrutierungsmethoden, den Einfluss neuer rechter Bewegungen und Präventionsmöglichkeiten zu diskutieren.
Zu den Teilnehmern der Podiumsdiskussion gehörten Paulina Seelmann, eine Rechtsextremismus-Forscherin und Antidiskriminierungscoach, Martin Becher, Leiter der Fachstelle Demokratie und gesellschaftliches Miteinander, Lukas Krupinski, Integrationsbeauftragter der Stadt Memmingen, und Elisabeth Hütter, Sprecherin des Bündnisses für Menschenrechte und Demokratie. Moderiert wurde die Diskussion von Markus Sampl. Ein geplanter Beitrag von Axel Reiz, einem ausgewiesenen Rechtsextremismus-Aussteiger, musste aufgrund von Krankheit entfallen.
Diskussion über Präventionsstrategien
Im Laufe der Veranstaltung standen mehrere Diskussionsfragen im Mittelpunkt, darunter die Gründe, warum sich rechtsextremistische Organisationen erfolgreich in Gesellschaft und Politik positionieren können. Zudem wurden Strategien zur Prävention von Rechtsextremismus erörtert, ebenso wie die Frage, wie die Gesellschaft resilient gegenüber rechtsextremen Gedankengut werden kann.
Paulina Seelmann definierte Rechtsextremismus als eine Form des übersteigerten Nationalismus, die mit der Abwertung anderer Menschen einhergehe. Importante Themen waren auch der Wandel des Rechtsextremismus, der heute nicht mehr nur mit Skinheads verbunden ist, sondern ein breiteres Spektrum umfasst, einschließlich wählbarer Parteien wie „Die Heimat“ und „Der III. Weg“.
Besonders interessant war Lukas Krupinskis Verweis auf die Leipziger Autoritarismus-Studie 2024, die einen signifikanten Anstieg rechtsextremer Einstellungen in der Gesellschaft zeigt. Die Studie dokumentiert verbreitete Ressentiments gegen gesellschaftliche Gruppen, eine Zunahme von Antisemitismus sowie eine wachsende Unzufriedenheit mit der Demokratie und den Wunsch nach einer „einzigen starken Partei“. Auch Elisabeth Hütter betonte die Bedeutung des persönlichen Austauschs für ein harmonisches Miteinander, während Martin Becher einen kritischen Blick auf einen neuen Politikstil warf, der sich durch „Empörung als Methode“ auszeichne.
Die Diskussion endete mit einer Fragerunde aus dem Publikum. Obwohl viele Fragen offenblieben, lieferte die Veranstaltung wertvolle Denkanstöße für die Teilnehmer.
Zusätzlich zeigen Ergebnisse der Leipziger Autoritarismus-Studie, dass rechtsextreme Einstellungen in Deutschland vielfältige Dimensionen annehmen und nicht nur am Rand der Gesellschaft, sondern auch in der Mitte der Bevölkerung verbreitet sind. Es werden deutlich hohe Zustimmungsraten zu rechtsextremen Positionen verzeichnet, insbesondere in den Bereichen Neo-NS-Ideologie, Ethnozentrismus und Ausländerfeindlichkeit. Die Demokratiezufriedenheit hat in den letzten Jahren sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland abgenommen, was die Sorgen um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Stabilität der demokratischen Strukturen untermauert. Diese Studienergebnisse bestätigen die Dringlichkeit, sich präventiv mit dem Rechtsextremismus auseinanderzusetzen, um gesellschaftliche Herausforderungen gemeinsam zu meistern, wie [merkur.de](https://www.merkur.de/bayern/schwaben/memmingen-kurier/memmingen-podium-diskussion-extremismus-und-praevention-rechtsextremismus-politik-gesellschaft-93696120.html) und [boell.de](https://www.boell.de/de/2024/11/13/die-leipziger-autoritarismus-studie-2024-methoden-ergebnisse-und-langzeitverlauf) berichten.