Cottbus

Zemlinsky-Premiere am Staatstheater Cottbus: Ein Schneider zwischen Traum und Realität!

Am Staatstheater Cottbus wird am 26. Januar 2025 die „Mannheimer Fassung“ von Alexander Zemlinskys Oper „Kleider machen Leute“ Premiere feiern. Intendant Stephan Märki führt Regie in dieser Neuinszenierung, die selbst für die Opernfans ein besonderes Ereignis darstellt. Die „Mannheimer Fassung“ ist näher an der Wiener Erstfassung, die aufgrund des Ersten Weltkrieges nie am Bestimmungsort aufgeführt werden konnte. Antony Beaumont rekonstruierte hierfür 154 durchgestrichene Seiten für die geplanten Änderungen.

Das Philharmonische Orchester unter der Leitung von GMD Alexander Merzyn bringt die musikalischen Elemente der Oper eindrucksvoll zur Geltung. Die Inszenierung betont eine geballte Ensemble-Leistung, unterstützt durch choreographische Präzision von Chris Comtesse. Die Handlung spielt in der Schweiz und thematisiert gesellschaftliche Interaktionen und Krähwinkeleien. Ein pittoresker Teufel fungiert als Prologus zur Pantomime, welche die Charaktere und deren Konflikte darstellt.

Ein stilvolles Bühnenbild und eindrucksvolle Kostüme

Die Bühne ist oft in dunklen Tönen gehalten, mit einem Wolkenmeer und einem Gedenk-Obelisk als zentralen Elementen. Die künstlerische Unterstützung durch Silvia Merlo und Ulf Stengl ist ebenfalls bemerkenswert; sie nutzen animierte Skizzen zur visuellen Untermalung der Aufführung. Elina Schnizler hat die Kostüme entworfen, die es den Chordamen und Episodenfiguren erlauben, sich in modische Ikonen der 1960er Jahre zu verwandeln.

Die Inszenierung thematisiert bürgerliche Enge und Träume und wird durch ein starkes Ensemble unterstützt. Paul Schweinester spielt die Rolle des Wenzel Strapinski und überzeugt mit gesanglichen Glanzleistungen. Anne Martha Schuitemaker wechselt nahtlos zwischen leichtfüßigen und großen lyrischen Gesangspartien. Die Aufführung wird als lohnenswert beschrieben, insbesondere in Bezug auf die musikalische Darbietung.

„Kleider machen Leute“ basiert auf der Novelle von Gottfried Keller, die im Deutschunterricht weithin bekannt ist. Die Oper enthält Elemente wie Charme, Witz und psychologisches Einfühlungsvermögen. Die Hauptfigur, Schneider Wenzel Strapinski, gibt sich als polnischer Graf aus und wird von den Bürgern Goldachs mit ihren eigenen Sehnsüchten projiziert, während er gleichzeitig ihre Abneigung spürt.

Die Themen der Inszenierung kreisen um die Diskrepanz zwischen Selbst- und öffentlicher Wahrnehmung, Traum und Realität sowie das Schicksal von Außenseitern. Zemlinsky, 1871 in Wien geboren und ein Freund von Gustav Mahler, schuf eine spätromantische und farbenreiche Musik, die das Fin de Siècle widerspiegelt und den Weg in die Moderne ebnet. Die nun aufgeführte neu entdeckte Fassung wurde 1913 für das Theater Mannheim erstellt, wie das Staatstheater Cottbus berichtet.

Einführungen finden 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn im Foyer des 2. Rangs statt. Zudem wird auf Barrierefreiheit geachtet, es stehen Hörschleifen zur Verfügung und die Räumlichkeiten sind rollstuhlgerecht (Anmeldung erforderlich). Das Produktionsteam umfasst das Bühnenbild-Künstlerduo Silvia Merlo und Ulf Stengl sowie die Dramaturgin Julia Spinola. Ein Podcast zur Produktion gewährt Einblicke in den Probenprozess, die Lichtgestaltung und die Videoprojektionen, wie Die Deutsche Bühne berichtet.