
Die Fleischerei Vader in Wittenberge wird am 26. Februar 2024 ihre Türen schließen. Dies gab der Betreiber, Fleischermeister Karl-Heinz Vader, Mitte Januar 2024 bekannt. Vader, der bereits seit seinem elften Lebensjahr in der Familie betriebenen Fleischerei tätig ist, hat den Betrieb von seinem Vater übernommen und führt ihn seit 1995.
Trotz einer hohen Kundenfrequenz und anhaltender Bestellungen müssen die Familie und ihre 15 Mitarbeiter sich von der Fleischerei verabschieden. Der Grund für die Schließung ist die bevorstehende Pensionierung von Karl-Heinz und seiner Frau Martina. Nach zwei Jahren der Suche nach einem Nachfolger wurde niemand gefunden. Ab dem 1. April 2024 wird das Gebäude in der Rathausstraße 36 zur Vermietung angeboten, und ein neuer Imbiss soll dort eröffnen.
Tradition und Zukunft
Die Geschichte der Fleischerei Vader reicht bis ins Jahr 1965 zurück, als der Betrieb von Vaders Eltern gegründet wurde. Die Familie hofft, einen Nachfolger für die Filiale in der Johannes-Runge-Straße 32 zu finden, die bis heute besteht. Leider hat sich bislang kein Interessent gemeldet. In einem Dank an die Kunden für 60 Jahre Treue bittet die Familie Vader zudem um persönliche Abschiedsgespräche bis zur Schließung.
Laut einem Bericht des Berliner Kuriers ist Karl-Heinz Vader 65 Jahre alt und möchte nach vielen Jahren im Beruf in den Ruhestand treten. Wittenberge mit seinen 16.982 Einwohnern wird bald keinen selbstständigen Fleischer mehr haben. In der gesamten Prignitz gibt es nur noch vier inhabergeführte Fleischereien. Vader suchte in den letzten zwei Jahren sogar nach einem Nachfolger in benachbarten Bundesländern wie Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, blieb jedoch erfolglos.
Die Schließung von Vaders Fleischerei ist emblematisch für einen seit Jahren anhaltenden Rückgang der selbstständigen Fleischereien in Brandenburg. Wie der Berliner Kurier berichtete, sind die Zahlen innerhalb des letzten Jahrzehnts um über 20% gesunken. Vor zehn Jahren gab es noch 339 Fleischereien, 2024 sind es lediglich 267. Besonders besorgniserregend ist, dass 30% der aktuellen Fleischereien von Inhabern betrieben werden, die 60 Jahre oder älter sind, was auf einen Mangel an Nachwuchsunternehmen hinweist.
Die Handwerkskammer Potsdam unterstützt Betriebe bei der Nachfolgesuche und stellt Förderinstrumente wie die Meistergründungsprämie zur Verfügung. Dennoch sind gezielte Unterstützungsprogramme oft schwer zugänglich, während Handwerksbetriebe zunehmend unter Kostendruck, insbesondere bei Energiekosten, leiden. Zudem neigen viele Kunden dazu, Fleisch und Wurst in Supermärkten und Discountern zu kaufen.
Vader sieht jedoch keinen direkten Konkurrenzdruck, solange ordentliche Produkte angeboten werden. Es besteht Hoffnung, dass die Innenstadt-Filiale von einem Caterer übernommen wird, um die Tradition der Fleischerei im Ort fortzuführen.