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Die geheimnisvolle Geschichte der Yacht „Carin II“ im Krefelder Hafen

Im Laufe des Zweiten Weltkriegs eroberten US-amerikanische Truppen Anfang März 1945 die Stadt Krefeld. Im Juli 1946 übernahmen britische Einheiten das Kommando in der Region. Ein „Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944“ empfahl, Deutsche auf Distanz zu halten, selbst die, mit denen man offiziell zu tun hatte. Britische Soldaten waren in größeren und kleineren Kasernen untergebracht oder lebten in neuen Siedlungen mit ihren Familien. Sichtbare schwarze Verbotsschilder mit der Aufschrift „Kein Zutritt für Unbefugte“ waren an Bürgersteigen in Krefeld angebracht, wobei „Unbefugte“ sich auf die deutsche Bevölkerung bezog. Ein Teil des Krefelder Hafens wurde als No-Go-Area für die deutsche Bevölkerung ausgewiesen.

In den frühen 1950er-Jahren erweckte die Yacht „Carin II“, die einst Hermann Göring gehörte, das öffentliche Interesse. Diese Yacht wurde von der Royal Navy Rhine Flotilla genutzt, die einen Flussabschnitt kontrollierte. Die Stationierung der „Carin II“ wurde in der Presse erwähnt, jedoch blieb der Zugang für die deutsche Bevölkerung weiterhin eingeschränkt. Heinz Brockhaus, der als Schiffskoch und Steward tätig war, berichtete über seine Zeit auf der Yacht. Es wurde sogar berichtet, dass Prinz Charles, der heute als König bekannt ist, mit Brockhaus in der Kombüse Kartoffeln schälte.

Von der Residenz zur Abwicklung

Die Yacht wurde 1950 in „M.Y. Prince Charles“ umbenannt und diente fortan als Repräsentationsschiff. An Bord waren häufig Mitglieder der britischen Königsfamilie und andere hochrangige Gäste. Die „Prince Charles“ wurde nicht nur für offizielle Anlässe, sondern auch für Manöver und Übungen in der Region eingesetzt. Berichte über Besuche von Mitgliedern des Königshauses in Krefeld sind jedoch rar. Nach dem Jahr 1960 schwand das Interesse der Briten an der Yacht, und die Touren der „Prince Charles“ wurden eingestellt. Das militärische Engagement der Royal Navy Rhine Flotilla endete schließlich 1986, wobei die Bundesmarine die Schiffe übernahm und nach Wilhelmshaven überführte.

Die Rückgabe der Yacht wurde durch die Witwe Göring in die Wege geleitet, da sie sich im privaten Besitz befand. 1960 wurde die Yacht an einen Bonner Unternehmer verkauft, während Gerd Heidemann, ein Hamburger Journalist, in den 1970er-Jahren Eigentümer der Yacht wurde. Die Geschichte dieser Yacht wurde im Spielfilm „Schtonk!“ von 1992 fiktiv erzählt. Stand 2018 war die Yacht zuletzt in Ägypten gesichtet, der gegenwärtige Eigentümer bleibt jedoch unbekannt. Das ehemalige Areal der Royal Navy Rhine Flotilla präsentiert sich heute als Brachfläche.

Für weitere Informationen zu diesem interessanten Kapitel der Krefelder Geschichte lesen Sie mehr auf lokalklick.eu und wz.de.